Franz Pichler (rechts) bei der Pressekonferenz.

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Vor zwei Jahren ging der Mobilfunkdiskonter Spusu als Untermieter im Netz von "3" an den Start. Seither konnte das Unternehmen rund 100.000 Kunden gewinnen, sagte Firmenchef Franz Pichler am Montag bei einer Pressekonferenz. Die vergleichsweise niedrigen Tarife und eine Werbekampagne machten sich bezahlt. Mit einem neuen Angebot will Spusu nun weiter wachsen: Kunden müssen ab sofort für Anrufe ins EU-Ausland nicht mehr zahlen als im Inland.

Da seit wenigen Tagen auch die EU-Roaminggebühren Geschichte sind, können Spusu-Kunden somit von Italien nach Deutschland oder von Österreich nach Deutschland ohne zusätzliche Kosten telefonieren. Damit will Spusu A1, T-Mobile und vor allen den Diskonter Hot unter Druck setzen.

In den vergangenen Tagen hatten Konsumentenschützer kritisiert, dass Anrufe aus Österreich ins EU-Ausland weiterhin bis zu 99 Cent kosten können, obwohl Roaming abgeschafft wurde.

Kritik an hohen Kosten

Kritik übt Pichler an der Umsetzung der Roamingverordnung der EU. Diese sei "eine Katastrophe", da Kunden nicht ihr ganzes Datenvolumen im Ausland nutzen könnten und die von der EU regulierten Einkaufspreise für Mobilfunker um den Faktor zehn zu hoch seien. So müsse Spusu für jedes GB, das ein Kunde im EU-Ausland verbraucht, 7,70 Euro an ausländische Handynetzbetreiber zahlen – bei einem Tarif, der knapp zehn Euro kostet und zwei GB Datennutzung im EU-Ausland bietet, ein Verlustgeschäft. "Das ist ein völlig überhöhter Preis und ein Kniefall vor den großen europäischen Telekomkonzernen, die in vielen Ländern aktiv sind und sich nichts gegenseitig verrechnen", so Pichler.

Dadurch sei es Spusu nicht möglich, weitere Jobs zu schaffen, obwohl man "50 bis 100 Arbeitsplätze" gerne besetzen würde. Zudem beklagt er, dass weder Telekom-Regulierungsbehörde und Politiker noch die Wirtschaftskammer für niedrigere Wiederverkaufspreise eingetreten seien.

Datennutzung im Ausland verfünfzigfacht

Wie sich das Ende der Roaminggebühren auswirke, habe sich schon in den letzten Tagen gezeigt, sagte Pichler. So habe sich die Datennutzung verfünfzigfacht.

Spusu will trotz der Kostensteigerung durch das Roaming-Ende expandieren. Neben Deutschland will man auch in Belgien, der Schweiz und Italien an den Start gehen. Entsprechende Verhandlungen laufen derzeit. Der Sprung nach Deutschland ziehe sich, da Telefonica sein Netz nicht öffnen wolle, so Pichler. "Wir haben diesbezüglich Klage bei der EU-Kommission eingebracht." (sum, 19.6.2017)