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Rollkoffer sind nicht immer leicht zu handhaben. Französische Wissenschafter haben nun geklärt, wie man mit ihnen am besten zurecht kommt.

Foto: REUTERS/Albert Gea

Paris – Der Umgang mit schwankenden Rollkoffern mit flatternden Rädern ist kein Kinderspiel. Reisende neigen üblicherweise zur Bremsung, wenn ihre beweglichen Gepäckstücke unvermittelt ins Trudelnden geraten – doch das sei ein Fehler, wie nun französische Forscher berichten. Die Wissenschafter haben das nervige Phänomen praktisch und theoretisch eingehend untersucht und raten in solchen Fällen eher zur Beschleunigung. Ihre Ergebnisse veröffentlichte die Gruppe um Sylvain Courrech du Pont von der Universität Sorbonne Paris Cite im Fachmagazin "Proceedings A" der britischen Royal Society.

Die Forscher untersuchten die Bewegungen eines Rollkoffers mit einem Modell auf dem Laufband. Das Modell besteht aus einer langen Stange, die oben an einem Kugelgelenk aufgehängt ist. Das Kugelgelenk entspricht dabei der Hand am Griff. Unten an der Stange ist eine Achse mit zwei kleinen Rädern angebracht, die sechs Zentimeter auseinander stehen. Das Gewicht des Koffers wird durch eine Querstange mit Gewichten simuliert. Die Geschwindigkeit des Laufbands kann zwischen ein und 16 Stundenkilometer eingestellt werden.

Unerwünschte Hindernisse

Damit es zum Schwanken des Koffers kommt, muss die normale Bewegung zunächst einmal gestört werden. "Die unerwünschte Bewegung wird in der Regel durch ein Hindernis auf dem Boden oder durch einen plötzlichen Richtungswechsel ausgelöst", schreiben Courrech du Pont und Kollegen. Außerdem braucht es dazu eine Mindestgeschwindigkeit: Das Schwanken trat in den Versuchen erst auf, als das Koffermodell mit mehr als drei Stundenkilometern bewegt wurde.

Die Taumelbewegung tritt auch nur dann ein, wenn die Radachse starr ist und keine seitliche Bewegung zulässt. Bei Lenkrollen, wie beispielsweise bei Bürostühlen üblich, gibt es das Problem den Forschern zufolge nicht.

Schneller werden oder stehen bleiben

Ob das Schwanken bald wieder abklingt oder sich bis zu einem seitlichen Umkippen des Koffers aufschaukelt, hängt unter anderem vom Ausmaß der Störung ab: Wie hoch hat sich ein Rad vom Boden entfernt? Die Wissenschafter schauten sich den Winkel genauer an, den die schrägstehende Radachse mit dem Boden bildet. Unter sonst gleichen Bedingungen klang ein Schwanken nach einer Schrägstellung der Achse um vier Grad bald wieder ab. Bei einer Neigung von acht Grad schaukelte sich das Koffermodell immer weiter hoch.

Zwei verschiedene Kräfte wirken beim Versuch auf den Koffer ein: Die Schwerkraft zieht die Räder auf den Boden, das Ziehen in Verbindung mit den starren Rädern zwingt sie auf kurvige Bahnen. Zieht man den Koffer schneller, erreicht man den Forschern zufolge rascher wieder den Gleichgewichtszustand, bei dem sich beide Räder auf dem Boden befinden. Noch einfacher bekommt man seinen Koffer in den Griff, wenn man stehen bleibt und neu anrollert. (APA, red, 23.6.2017)