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Die Lebensräume von Puma und Mensch überschneiden sich stark. Darauf haben sich die Katzen mittlerweile eingestellt – Leidtragende des Effekts sind ihre Beutetiere.
Foto: AP Photo/National Park Service

Santa Cruz/Berkeley – Für eine Katze, die fast die Ausmaße eines Leoparden hat, ist der Puma auch heute noch bemerkenswert weit verbreitet: Sein Lebensraum erstreckt sich vom Süden Kanadas durchs westliche Nordamerika, Mittelamerika und ganz Südamerika bis hinunter an die Südspitze Patagoniens.

Ein Faktor, der ihn die Ausbreitung des Menschen überstehen hat lassen, dürfte seine Vielseitigkeit sein. Pumas machen bevorzugt Jagd auf Hirsche, sie können aber so gut wie jedes Säugetier von Mäuse- bis Rindergröße erbeuten. Von einem weiteren Faktor berichten US-Forscher in den "Proceedings of the Royal Society B": Berichten über seltene Puma-Attacken zum Trotz haben die großen Kleinkatzen es offenbar gelernt, dem Menschen aus dem Weg zu gehen. Sie scheinen uns als überlegenen "Superprädator" zu akzeptieren.

Dieser Puma trägt einen Sender und gab den Forschern damit die Möglichkeit, ihn auf seinen Jagdplätzen aufzuspüren. Die Kamera hat festgehalten, wie blitzartig er sich beim Klang von Stimmen aus dem Staub macht.
UC Santa Cruz

Zur Überprüfung dessen, was man bisher nur anhand von Beobachtungen vermuten konnte, führte ein Team um Justine Smith von der University of California einen Freilandversuch durch. Sie platzierten an Stellen, an denen Pumas Beute geschlagen hatten, Abspielgeräte mit aufgezeichneten menschlichen Stimmen. Wenn ein Puma zu seiner Beute für eine weitere Mahlzeit zurückkehrte, aktivierten Bewegungsmelder die Aufzeichnung. Als Kontrollgruppe wurden auch Aufzeichnungen von Froschgequake abgespielt.

Das Ergebnis war eindeutig: Bei 29 Experimenten mit 17 verschiedenen Pumas ergriffen 83 Prozent der Tiere die Flucht, sobald sie die menschlichen Stimmen hörten. Ein Puma lief kurioserweise auch vor den Fröschen davon, aber das blieb ein Einzelfall. "Sie hatten eindeutig Angst vor Menschen", bilanziert Smith.

Kaskadeneffekt

Weil ökologische Zusammenhänge aber meistens etwas komplizierter sind, als man im ersten Moment denken würde, sind die Hauptbetroffenen dieses Effekts weder Menschen noch Pumas, sondern ... Hirsche. Pumas lassen sich nämlich Zeit beim Fressen und kommen mehrfach zu ihrer Beute zurück. Wenn sie dabei gestört werden, verzögert sich ihre Rückkehr, zeigte das Experiment. Bei fortdauernder Störung machen sie eben anderswo neue Beute.

Die zunehmende Erschließung der Natur erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen fressenden Pumas in die Quere kommen – und das bedeutet letztlich, dass mehr Hirsche getötet werden. Laut Smith schlagen Pumas in Gebieten mit hoher menschlicher Aktivität um gut ein Drittel mehr Beute als anderswo. Das habe ökologische Auswirkungen, die nicht ignoriert werden dürften. (jdo, 25. 6. 2017)