Am Bergisel erinnert ein Denkmal an die Olympischen Winterspiele in Innsbruck in den Jahren 1964 und 1976. Fünfzig Jahre nach den letzten Spielen könnte der Olympiazirkus nach Tirol zurückkehren.

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Innsbruck – Schlanke Winterspiele ohne jegliche Gigantomanie. So präsentieren das Land Tirol, die Stadt Innsbruck und das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) ihr Vorhaben für 2026. Am Mittwoch wurde die eigens für die Olympiabewerbung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie vorgestellt. Dieser zufolge sei es möglich, mit einem vergleichsweise schmalen Budget von 1,175 Milliarden Euro die dritten Winterspiele in Tirol nach 1964 und 1976 umzusetzen. Zum Vergleich: Die Winterspiele 2014 im russischen Sotschi sollen rund 50 Milliarden Euro verschlungen haben.

Doch das letzte Wort hat die Bevölkerung. Daher sind die Tiroler am 15. Oktober 2017, dem Tag der Nationalratswahl, aufgerufen, auch über die Olympiabewerbung abzustimmen. Schon 1993 und 1997 kam es in Innsbruck zu Volksbefragungen über Olympiabewerbungen. Beide Male votierten die Bürger dagegen.

Abstimmung in ganz Tirol

Diesmal ist ganz Tirol gefragt, was die Chancen für ein Ja deutlich erhöht. Ein Vetorecht der Stadt Innsbruck – dass also ein mehrheitliches Nein der Innsbrucker eine landesweite Zustimmung aushebeln würde – wird es nicht geben, wie Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) bestätigt: "Wir setzen auf eine solidarische Herangehensweise. Schließlich fänden fast drei Viertel der Bewerbe außerhalb Innsbrucks statt. Es wird sich weisen, wie sehr sich Innsbruck als Teil Tirols versteht." Den heiklen Fall, dass sich die Innsbrucker dagegen aussprechen, aber dennoch in die Gastgeberrolle gezwungen werden könnten, will Oppitz-Plörer nicht kommentieren. Man warte nun die Volksbefragung ab.

In der Machbarkeitsstudie ist von redimensionierten Spielen die Rede. So würde fast ausschließlich auf bestehende Sportanlagen zurückgegriffen. Dadurch fänden die Spiele im gesamten Raum Tirol und sogar in Bayern statt. Die Ski-Alpin-Bewerbe sind in St. Anton am Arlberg geplant, die Biathlon-Entscheidungen wiederum ganz im Osten in Hochfilzen. Und um die Errichtung einer speziellen Eisschnelllaufhalle zu umgehen, will man diese Bewerbe ins bayrische Inzell verlegen, wo bereits eine moderne Halle steht, die alle Voraussetzungen dafür erfüllt.

Wohnungsbau ohnehin nötig

Derart nutze man zu 77 Prozent bereits bestehende Sportstätten. Der Rest soll mittels günstiger, temporärer Bauten abgedeckt werden, wie etwa die Rampe für den Big-Air-Snowboardcontest in Innsbruck oder die Freestyleanlagen in Kühtai. Auch für die Paralympischen Spiele, die im Falle eines Zuschlages ebenfalls in Tirol stattfänden, seien bereits sechs der erforderlichen sieben Sportstätten vorhanden.

Das errechnete Budget von 1,175 Milliarden Euro wäre gemäß Studie durch Einnahmen und den Zuschuss von 525 Millionen Euro seitens des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gedeckt. Es beinhaltet jedoch keine Infrastruktur- oder Sicherheitskosten. Wohnungsbau sei in Innsbruck ohnehin nötig, und auch der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie ins Oberland stünde auf der Agenda der ÖBB, sagt dazu ÖOC-Präsident Karl Stoss, der als treibende Kraft hinter der Bewerbung steht.

Stoss hält die Winterspiele für eine "einmalige Chance" und rät den Tirolern, mit Ja zu stimmen. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und Bürgermeisterin Oppitz-Plörer wollen keine Abstimmungsempfehlung abgeben. (Steffen Arora, 21.6.2017)