Wien – Jon Wilks von Content Insights, einem Start-up mit Fokus auf redaktionelle Content-Analyse, startete die Reihe von Masterclasses beim Treffen des Global Editors Network (GEN) in Wien mit einem Aufruf. Journalisten sollten Daten tiefgehender analysieren, statt hohen Klickraten hinterher zu jagen. Seitenaufrufe, Verweildauer und geteilte Inhalte würden weit weniger über die Performance einer Nachrichtenseite aussagen, als bisher angenommen. Nur durch eine Kombination verschiedener Indikatoren wäre es möglich, die Interessen und Gewohnheiten des Users richtig zu verstehen.

Bestätigt durch Daten, nicht getrieben

Redaktionen sollten sich nicht von Daten treiben lassen, sagte Wilks. Wer seine Titelseite mit Inhalten fülle, die gerade im Trend liegen, bestätige den Leser nur in seiner bestehenden Meinung. Wilks verwies damit auf die Theorie der Echokammer – demnach würden Empfehlungen und Algorithmen dem Leser online immer mehr Inhalte bieten, die ihn in seiner Weltsicht bestätigten.

Redaktionen würden diese Entwicklung unterstützen, wenn sie ihre Performance durch Facebook-Shares messen würden. Als konkretes Beispiel nannte Wilks, dass 2016 59 Prozent aller geteilten Inhalte von den Usern vorher gar nicht gelesen wurden. Wichtiger wäre daher für Redaktionen eine tiefgehende Analyse des User-Verhaltens, die auch für die Entwicklung innovativer Abonnement-Varianten eingesetzt werden könnte.

Im Rahmen des GEN-Summit finden bis Freitag weitere Vorträge und Diskussionsrunden über die Nutzung von Daten und neuen Technologien im Journalismus statt. (ehei, 21.6.2017)