Nach der Ölkrise 1973/74 genoss das Erdölkartell Opec eine furchterregende Reputation: Auf Knopfdruck konnten seine Mitgliedstaaten den Rohölpreis senken oder – viel eher – in die Höhe treiben und damit die Weltwirtschaft lähmen. Doch die in Wien ansässige Organisation hat diese Marktmacht längst verloren und zehrt bis heute nur noch von der Erinnerung an diese Zeit.

Zwei Faktoren machen die Opec zu einem fossilen Papiertiger: Immer wieder scheren Mitgliedstaaten bei den gemeinsam beschlossenen Förderquoten aus und pumpen mehr, als sie versprochen haben. Und da nicht alle Erdölproduzenten Teil der Opec sind, hat das Kartell nur wenig Kontrolle über die Weltproduktion. In den 1980er-Jahren war es das Nordseeöl, das den Preis drückte, heute ist es die wachsende Fracking-Industrie in den USA.

Als die Opec Ende 2016 erneut eine Drosselung der Produktion beschloss, gab es Erwartungen, dass diesmal alles anders sein werde. Und tatsächlich halten sich die Mitglieder mehr als früher an ihre Vereinbarungen. Aber das hilft nichts, wenn die wendigen US-Frackingfirmen nach jeder Preissteigerung ihre eigene Förderung erhöhen.

Es ist Zeit zu begreifen, dass der Ölpreis vom Markt gemacht wird und nicht politisch gesteuert werden kann. Die Opec wird es weiter geben, auch weil Ölminister gern nach Wien reisen. Aber die Beschlüsse, die hier gefasst werden, sind kaum die Schlagzeilen wert. (Eric Frey, 22.6.2017)