Nach dem Race Across America (RAAM) macht Christoph Strasser ein richtiges Bett schon sehr glücklich. Das liegt in der Natur der Sache, schließlich gönnte sich der 34-jährige Steirer auf dem Weg zu seinem vierten Sieg im härtesten Radrennen der Welt, das er am Donnerstag in Annapolis, Maryland, einer Erledigung zugeführt hat, weniger als neun Stunden Schlaf – bei einer Renndauer von acht Tagen, neun Stunden und 34 Minuten für 4940 Kilometer.
Die Tortur zwischen West- und Ostküste der USA war Strassers Traumziel, nachdem er erst mit 18 Jahren mit dem Radsport begonnen hatte. Davor war der in Leoben geborene und in Kraubath an der Mur aufgewachsene Bursche Hobbyfußballer beim lokalen Verein. Während des Studiums an der Montan-Uni Leoben wurde der Sport wichtiger, in den extremen Bereich rutschte Strasser, nachdem er zusammen mit drei Kollegen für ein 24-Stunden-Rennen genannt hatte. Weil ihm nach der Absage der Mitstreiter ums Startgeld leid war, gab er sich den Spaß solo. Wolfgang Fasching, ein steirischer Vorreiter in Sachen sportliche Grenzerfahrungen und deren wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten, setzte ihm den RAAM-Floh ins Ohr. 2009, bei seinem Debüt, kam Christoph Strasser nicht ins Ziel, 2014 siegte er wie schon 2011 und 2013, allerdings in der Rekordzeit von sieben Tagen, 15 Stunden und 56 Minuten.
Der Schlafentzug ist nur mit einem putzmunteren Team zu schaffen, das den strampelnden Athleten bei Laune hält. Die elf Mann, die Strasser zum vierten RAAM-Sieg begleiteten, müssen gut gewesen sein, schließlich siegte ihr Schützling mit dem Rekordvorsprung von 700 Kilometern. Er hätte also rund 1,5 Tage länger schlafen können, "aber das ist eine Frage der Ehre. Und wenn ich fünf Tage Vorsprung habe, fahre ich trotzdem noch so schnell, dass ich speibe", sagte er der Kleinen Zeitung .
Die Einstellung, mit der Strasser nach eigenem Bekunden auf gut Steirisch "schöpf'n" geht, prädestiniert den 1,86 Meter hohen und 76 Kilogramm schweren 24-Stunden-Radweltrekordler (896,173 km), der sich auch Chris oder Straps rufen lässt, für eine Vortragstätigkeit. Dazu vertreibt er Sportlernahrung und -bekleidung.
Wenn Christoph Strasser nach dem RAAM erwacht, gibt er für einige Tage mit Freundin Sabine den Couch-Potato – bis zur nächsten Lustbarkeit auf zwei Rädern, ob Race Around Austria, World Record Down Under oder eben Race Across America. (Sigi Lützow, 22.6.2017)