Peter Pilz kandidiert nicht mehr auf der grünen Bundesliste.

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Wien – Peter Pilz wird nicht mehr für den Nationalrat kandidieren. Die grünen Parteitagsdelegierten haben ihm damit die Quittung dafür präsentiert, dass er eine Ein-Mann-Show als Aufdecker der Nation betrieb, beständig querschoss und von den Grünen einen Kurswechsel verlangte. Auch der neue Eurofighter-U-Ausschuss rettet ihn politisch nicht mehr.

Auf 31 Jahre als Mandatar kann Pilz zurückblicken, er ist damit nicht nur in Hinblick auf seinen Anspruch auf eine Politikerpension ein Dinosaurier. Seit dem ersten Einzug der Grünen in den Nationalrat 1986 war Pilz als Abgeordneter mit dabei – unterbrochen nur durch einen mehrjährigen Abstecher in den Wiener Gemeinderat. Von 1992 bis 1994 war er sogar Bundessprecher der Partei, die sich damals noch "Grüne Alternative" nannte.

Nicht die erste Zitterpartie

Seine Nominierungen bei den Bundeskongressen waren schon in früheren Jahren Zitterpartien. Vor der letzten Nationalratswahl 2013 landete Pilz zwar knapp auf der Liste, musste sich aber aus dem Parteivorstand zurückziehen. Mit der ehemaligen Bundeschefin Eva Glawischnig verband ihn eine innige Feindschaft: Sie zeigte sich von seinen Alleingängen, aber auch seinem Machismo genervt – und seiner Meinung, die Grünen müssten einen kantigen, linkspopulistischen Kurs fahren, um zu wachsen und die FPÖ herausfordern zu können.

Pilz' Verdienste sind dennoch unbestritten. Der vor allem von den Wiener Boulevardmedien geliebte Steirer agiert seit Jahren als Aufdecker im Kampf gegen Korruption und verfügt über beste Kontakte zu Polizei, Heer und Geheimdiensten. Immer wieder stand er sich damit aber auch selbst im Weg: durch seinen Hang zur Inszenierung und zur schnellen Pointe, seinem oft aufgesetzt wirkenden Verschwörerton und mit der inquisitorischen Tendenz, als Kläger und Richter gleichzeitig aufzutreten.

Eurofighter-Aufdecker

Seine bisher größte Rolle spielte der langjährige Bewohner einer Gemeindebauwohnung in Wien-Kaisermühlen als Vorsitzender des ersten Eurofighter-Ausschusses 2007. Dass er zehn Jahre später die Chance für einen zweiten nutzte und dafür auch ohne große Skrupel die FPÖ ins Boot holte, galt als weiterer Höhepunkt seiner Karriere, wurde aber auch schon als Versuch gewertet, noch einmal sein Nationalratsmandat zu retten. Erste öffentliche Sporen als Aufdecker hatte er sich in den Affären "Noricum" und "Lucona" verdient.

Ein weiterer historischer Verdienst Pilz' ist die Entdeckung Alexander Van der Bellens für die Politik. Dieser war Betreuer seiner Dissertation ("Ökonomische Bedeutung der Einführung neuer Medien in Österreich", 1983). Pilz brachte ihn zu den Grünen. Politische Anfänge hatte der gebürtige Kapfenberger und Hobbymusiker – es gab legendäre Vorweihnachtsauftritte als "Nick O'Low" – bei den Trotzkisten an der Universität, aber auch den Sozialdemokraten. Ein gewisser Michael Häupl schloss ihn damals aus dem Verband der sozialistischen Studenten aus. Nun winkt die Pension und damit sehr viel Zeit für sein Hobby als Schwammerlsucher. (APA, 25.6.2017)