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Liberalere Strömungen forderten einen dritten Bereich an der Klagemauer, damit beide Geschlechter auch gemeinsam beten können.

Foto: Reuters/AMMAR AWAD

Jerusalem – Israel hat einen Plan zur Einrichtung einer "gemischten Zone" für Männer und Frauen an der Klagemauer in Jerusalems Altstadt wieder aufgegeben. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu habe das Anfang 2016 gebilligte Vorhaben eingefroren, berichteten israelische Medien am Sonntag.

Männer und Frauen dürfen an der Klagemauer nur in getrennten Abschnitten beten. Für liberalere Strömungen sollte eine dritte Zone eingerichtet werden, damit beide Geschlechter dort gemeinsam beten können. Die Gruppe "Frauen der Mauer" (Neshot Hakotel) kämpft seit Jahrzehnten für Gleichberechtigung an der Klagemauer.

Strengreligiöse Politiker hatten sich jedoch scharf gegen den Plan ausgesprochen. Auch aus Jordanien, das den Tempelberg verwaltet, gab es Kritik.

Nathan Sharanski "zutiefst enttäuscht"

Die Klagemauer ist ein Überrest des im Jahre 70 von den Römern zerstörten zweiten jüdischen Tempels und gilt als heiligste Stätte der Jüdinnen und Juden . Sie liegt am Fuße des Tempelbergs, den auch Muslime als Heiligtum verehren. Bauprojekte in der Nähe des Tempelbergs haben in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Spannungen mit den Palästinensern geführt.

Der aus Russland stammende Bürgerrechtler Nathan Sharanski äußerte sich "zutiefst enttäuscht" über die Entscheidung Netanyahus. Sie schade den Bemühungen um eine Annäherung Israels an die Juden in der Diaspora, warnte der Vorsitzende der Jewish Agency, die für Zuwanderung nach Israel zuständig ist. Es kommt häufig zu Konflikten zwischen Vertretern liberaler jüdischer Strömungen aus dem Ausland und dem Rabbinat in Israel, das von strengreligiösen Vertretern kontrolliert wird. (APA, 26.6.2017)