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Maßnahmenpaket "Frühe Hilfen" unterstützt junge Mütter und ihre Kinder.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Wien/Bregenz – Schwangerschaft und die ersten Lebensjahre eines Kindes verlangen Müttern und Vätern einiges ab. Mit dem Maßnahmenpaket "Frühe Hilfen" bekommen Eltern in belastenden Situationen Unterstützung und Beratung. Familienbegleiterinnen und -begleiter stehen Eltern zur Seite, wenn körperliche oder psychische Überforderung drohen oder finanzielle Probleme die Familie belasten.

Frühe Interventionen können Kindern ein stabiles Umfeld schaffen, sagten Familienministerin Pamela Rendi-Wagner und Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) bei einer Pressekonferenz am Montag, bei der das Vorarlberger Pilotmodell vorgestellt wurde.

Die längste Erfahrung mit "Frühen Hilfen" hat man in Vorarlberg, wo ein Pilotprojekt 2009 startete und die professionelle Unterstützung seit sechs Jahren flächendeckend angeboten wird. Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne): "Beim Frühe-Hilfen-Modell liegt der Schlüssel zum Erfolg in einem Netzwerk von Fachkräften unterschiedlichen Disziplinen." Der schnelle Zugang zur Hilfe wird meist über Ärzte und Krankenhäuser möglich.

Überforderte Eltern

Wie das in der Praxis funktioniert, zeigen einige konkrete Fälle: Eine junge Mutter zeigt Anzeichen einer Wochenbettdepression, sie hat kaum soziale Kontakte, ihr Partner ist beruflich viel unterwegs. Das Baby schreit viel, schläft kaum, was die Mutter stark verunsichert. Die Kinderärztin erkennt die Not der jungen Mutter, vermittelt Frühe Hilfen. Deren Intervention: Elternberatung kommt zwei- bis dreimal die Woche ins Haus. Die Mutter bekommt fachärztliche Betreuung, ihr Partner wird über seine Möglichkeiten der Unterstützung beraten. Nach einem halben Jahr muss die Familie nur noch sporadisch unterstützt werden.

Das zweite Beispiel betrifft eine sehr junge Alleinerzieherin mit zu früh geborenen Zwillingen. Sie hat keinen Kontakt zum Kindsvater und zu den eigenen Eltern. Über das Krankenhaus bekommt die Frau Familienhilfe, intensive Beratung, der Zugang zu finanzieller Unterstützung wird geschaffen, sie bekommt Sachhilfe und wird von Ehrenamtlichen begleitet. Das Netzwerk Familie bleibt in regelmäßigem Kontakt mit der jungen Mama.

Netzwerk aus Profis und Ehrenamtlichen

Der dritte Fall zeigt, dass Frauen auch aus eigenen Stücken das Netzwerk Familie kontaktieren: Die Mutter von zwei Kleinkindern bekommt die Telefonnummer von einer Freundin. Sie braucht Hilfe, ist psychisch und körperlich nach Monaten mit einem Schreibaby und der eifersüchtigen Erstgeborenen am Ende. Ihr Mann weiß sich nicht zu helfen, die Großeltern sind nicht verfügbar.

Erste Hilfe kommt durch eine ehrenamtliche Babysitterin, die das große Kind mehrere Stunden die Wochen betreut. Probleme mit dem schreienden und schlaflosen Baby werden durch entwicklungspsychologische Beratung gelöst, die Mutter bekommt ärztliche Hilfe, und der Vater findet in seine Rolle. Die Familie kommt durch Hilfe von außen ins Lot.

Hilfe wird ausgebaut

Österreichweit wurde der Aufbau der Frühen Hilfen vor zwei Jahren gemeinsam von Bund, Ländern und Sozialversicherung begonnen. Mittlerweile werden 53 Bezirke von 23 Netzwerken abgedeckt. Weitere elf Bezirke sollen in naher Zukunft dazukommen.

Ministerin Rendi-Wagner. "Die Frühen Hilfen setzen genau in der wichtigen Frühphase der Entwicklung an und legen damit die Basis für eine gerechtere Zukunft für alle Kinder in Österreich." Deshalb würden die Frühe-Hilfen-Netzwerke in Zukunft noch weiter ausgebaut.

Bis 2021 werden weitere 13 Millionen Euro für regionale Frühe-Hilfen-Netzwerke und das Nationale Zentrum Frühe Hilfen zur Verfügung stehen. Jährlich sollen mindestens 1.500 Familien erreicht werden. Wurden 2015 noch 516 Familien unterstützt, waren es im Jahr 2016 bereits 1.349 Familien. (Jutta Berger, 26.6.2017)