Wien liegt bei dem sogenannten Copenhagenize-Ranking der fahrradfreundlichsten Städte auf Rang zwölf.

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Wien – Wenn es um Drahtesel geht, ist Kopenhagen der Nabel der Welt. Nicht umsonst führt die dänische Hauptstadt das Ranking der weltweit fahrradfreundlichsten Städte, bezeichnenderweise Copenhagenize Index genannt, auch heuer an. "Die Leute in Kopenhagen sind passionierte Radfahrer", kommt Rick Watts ins Schwärmen. "Das ist die Lebensphilosophie dort." Er sollte es wissen, schließlich bietet seine Firma Pedalpower in Wien seit rund zwei Jahrzehnten Sightseeing auf Fahrrädern für Städtereisende an – und hat seit heuer dank der Zusammenarbeit mit dem dänischen Start-up Donkey Republic auch ein zweites Eisen im Feuer.

Dieses hat 2012 einen internationalen Fahrradverleih ins Leben gerufen, und Pedalpower bedient unter deren Logo seit dem Frühjahr mit derzeit 200 orangefarbenen Drahteseln den Wiener Markt. Wie beurteilt Watts die Fahrradfreundlichkeit der Hauptstadt, die im Ranking heuer um vier Ränge auf Platz zwölf vorgerückt ist? "Ich bin noch nicht ganz zufrieden, aber es wird", sagt Watts. "Es werden laufend Radwege gebaut, und es wird daran gearbeitet, Lücken im Netz zu schließen", erklärt Martin Blum, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Wien. Zudem würden jedes Jahr 2000 bis 3000 neue Abstellplätze an Radbügeln errichtet.

Zwist um öffentlichen Raum

Genau um diese Fahrradparkplätze ist zuletzt aber eine Kontroverse mit dem Wiener Platzhirsch Citybike entbrannt – die Donkey-Republic-Räder würden öffentliche Radständer belegen, die eigentlich für Wiener Radfahrer errichtet worden seien, lautet dessen Kritik. Dies sei erlaubt, betont Watts – und kontert mit den eigens für den Mitbewerber gebauten Abstellstationen, 121 an der Zahl für 1500 Citybikes: "Wären das normale Abstellplätze, könnte man auf derselben Fläche doppelt so viele Plätze errichten."

Der Stein des Anstoßes: Bisher 200 Räder des internationalen Fahrradverleihs Donkey Republic benötigen in Wien Abstellplätze.
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Beide Anbieter wetteifern also um den öffentlichen Raum, obwohl sie eigentlich unterschiedliche Zielgruppen im Fokus haben. Während sich Citybike hauptsächlich an die Einwohner der Stadt richtet, hat Donkey Republic, das neben Wien bereits in 35 anderen europäischen Städten vertreten ist, vor allem "Touristen und Städtereisende, die gern mit dem Rad fahren" im Visier.

Einmal registriert, können diese in allen Städten die einheitlichen Donkey-Republic-Räder per Smartphone freischalten, also das eingebaute Schloss lösen. In Wien betragen die Kosten für eine Tagesmiete 14 Euro bzw. für zwei Stunden sieben Euro. Zurückzugeben ist das Bike an demselben jener 38 Wiener Abstellplätze, an dem es gemietet wurde – eine Einschränkung, die laut Watts künftig behoben werden soll. Ebenfalls in Planung: Firmen mit großem Gelände oder in Businessparks als zusätzliche Kunden für Donkey Republic zu gewinnen.

"Ansehen, wie es läuft"

Aus seiner Sicht entwickelt sich das erste Geschäftsjahr, gestartet wurde Anfang des Frühjahrs, zufriedenstellend: "Wir haben schon 300 bis 350 Mieten im Monat – Tendenz steigend", sagt Watts. Die Auslastung liege bei knapp zehn Prozent, auf längere Sicht peilt er 30 Prozent an. Ob er plant, den Fuhrpark künftig aufzustocken? "Zuerst will ich mir die nächsten Monate ansehen, wie es läuft", sagt Watts.

Derzeit kann Radverkehrsbeauftragter Blum den Zwist um die Abstellplätze nicht nachvollziehen: "Die Anzahl der Fahrräder ist derzeit noch nicht kritisch." Bei Engpässen könnten zudem zusätzlich Plätze errichtet werden. Ob das nötig wird, bleibt abzuwarten – langfristig habe der Partner in Kopenhagen jedenfalls eine Gesamtkapazität von 3000 der orangefarbigen Drahtesel für Wien prognostiziert, sagt Watts. (aha, 27.6.2017)