Theresa May macht derzeit alles falsch. Zwar fixierte die britische Premierministerin am Montag das Regierungsabkommen mit der nordirischen DUP, aber dass sie auf eine Kooperation überhaupt angewiesen ist, hängt mit dem schlechten Abschneiden ihrer Tories zusammen – bei einer Wahl, die sie selbst vom Zaun brach. Dafür wird sie parteiintern immer noch heftig kritisiert, als "Dead Woman Walking" oder "Übergangspremierministerin" verspottet.

Kritik hagelte es auch an ihrer Reaktion nach der Brandkatastrophe im Grenfell Tower. Erst spät war sie vor Ort, sprach dann abgeschirmt nur mit Einsatzkräften. Auch sollen britische Versicherer ihre Regierung einen Monat vor dem Feuer vor Brandgefahr gewarnt haben, bereits 2009 forderten sie eine Überprüfung der Brandschutzbedingungen. Die Causa steht für ein Versagen der Tory-Politik, unter deren Sparmaßnahmen vor allem sozial Schwache in Hochhäusern wie dem Grenfell Tower gelitten haben. Zahlreiche weitere Bauten sollen brandgefährdet sein.

Jeremy Corbyn macht indes alles richtig. Er und seine Labour Party betonen die Verbindung zwischen dem Brand und der Tory-Sparpolitik. Dabei zielt etwa Corbyn-Vertrauter John McDonnell, der den Vorfall als "Mord" bezeichnete, nicht nur auf die Konservativen ab, sondern bezieht auch das verhasste New-Labour-Regime in seinen Vorwurf mit ein. Corbyn sprach zudem kurz nach dem Brand mit Angehörigen und Opfern vor Ort, sicherte ihnen Unterstützung zu, nahm sie in den Arm. May hat es als Frau definitiv schwerer, und gerade Emotionalität ist etwas, das bei weiblichen Führungskräften gern bekrittelt wird – sei es zu wenig oder zu viel davon. Mit ihrer derzeitigen Performance macht sie es aber auch eingefleischten Anhängern schwer, sie weiterhin zu verteidigen – oder gar neue Unterstützer zu überzeugen. (Noura Maan, 26.6.2017)