Es ist eine Art neues "Great Game", das China mit seiner Neue Seidenstraße-Initiative angestoßen hat. Peking geht es dabei um die Ausdehnung seiner wirtschaftlichen Macht und seines politischen Einflusses auf den zentralasiatischen Raum bis tief nach Europa. Gleichzeitig versucht die kommunistische Führung mit dem Programm, die Transformationsprobleme der eigenen Ökonomie zu entschärfen und zu überdecken.

Finanz- und Humanressourcen spielen bei der Umsetzung der Großstrategie des chinesischen Präsidenten Xi Jinping genauso wenig eine Rolle wie Wirtschaftlichkeitsrechnungen. Viele von Chinas "Partnern" in der Initiative sehen viel Geld und kümmern sich wenig um die strategischen Konsequenzen, die daraus erwachsen.

Joe Nye, der Doyen unter den US-Politologen und US-Vizeverteidigungsminister unter Bill Clinton, analysiert die Lage für den STANDARD-Kooperationspartner Project Syndicate. Aus seiner Sicht hängt der Friede im 21. Jahrhundert vom Management der Beziehungen zwischen Washington und Peking ab. Deswegen beobachten die USA die Neue Seidenstraße-Operation äußerst genau. (pra, 29.6.2017)