Washington – Die Vereinigten Staaten haben nach eigenen Angaben Hinweise vorliegen, dass die syrische Regierung womöglich "einen weiteren Chemiewaffen-Angriff" vorbereitet. Sollte es dazu kommen, würde dies wahrscheinlich "den Massenmord an Zivilisten" bedeuten, darunter unschuldige Kinder, teilte das Weiße Haus am späten Montagabend (Ortszeit) mit. In diesem Fall würden Machthaber Bashar al-Assad und sein Militär "einen hohen Preis" dafür zahlen.

ORF

Bei den derzeit beobachteten Aktivitäten handle es sich um ähnliche Vorbereitungen wie jene, "die das Regime vor seinem Chemiewaffen-Angriff am 4. April 2017 getroffen hat", hieß es in der Mitteilung. Damals waren bei einem mutmaßlichen Giftgas-Angriff auf die Stadt Khan Sheikhoun mehr als 80 Menschen getötet worden. Der Westen machte die syrischen Regierungstruppen verantwortlich, Assads Regierung wies jegliche Schuld von sich.

Der seit sechs Jahren währende Bürgerkrieg in Syrien hat rund 400.000 Menschen das Leben gekostet, Millionen sind im In- und Ausland auf der Flucht.

Bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition in Syrien sind unterdessen am Dienstag nach Angaben von Aktivisten 57 Menschen getötet worden. Der Angriff habe sich am Montag gegen ein von der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) eingerichtetes Gefängnis im Osten Syriens gerichtet, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mit. Der Bericht lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Die Mehrzahl der Opfer seien Häftlinge gewesen, hieß es weiter.

Russland: US-Drohung "nicht hinnehmbar"

Moskau hat die jüngste Erklärung der US-Regierung zu mutmaßlichen geplanten Giftgasangriffen der syrischen Regierung verurteilt. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow erklärte am Dienstag vor Journalisten in Moskau, dass die "Drohungen (...) nicht hinnehmbar" seien.

Peskow kenne die Gründe nicht, die hinter den US-Vorwürfen gegen das Assad-Regime stünden. US-Präsidentensprecher Sean Spicer hatte am Montag von "potenziellen Vorbereitungen für einen weiteren Chemiewaffenangriff des Assad-Regimes" gesprochen, der wahrscheinlich den Massenmord an Zivilisten zur Folge haben werde. Assad und seine Armee werden für einen Chemieangriff einen "heftigen Preis" bezahlen. Die beobachteten Aktivitäten seien mit den "Vorbereitungen, die das Regime vor seinem Chemiewaffenangriff am 4. April 2017 getroffen hat" vergleichbar.

Drohung auch an Nordkorea

Trump hat die scharfen Warnungen seiner Regierung an die Adresse Nordkoreas wiederholt. Das Land stelle eine große Bedrohung dar, die nun gehandhabt werden müsse, sagte Trump am Montag in Washington. Er fügte hinzu, wahrscheinlich müsse dies schnell geschehen.

Vor allem wegen des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms ist das Verhältnis zwischen dem kommunistisch regierten Nordkorea und den USA extrem angespannt. Zusätzlich belastet wurde es zuletzt durch den Tod des Studenten Otto Warmbier, der in Nordkorea inhaftiert, schwer verletzt in die USA gebracht worden und dort gestorben war.

Nordkorea hat derweil Donald Trump mit Hitler verglichen. Trump "folgt Hitlers diktatorischer Politik", indem er die Welt in "Freunde und Feinde" einteile, um "Unterdrückung" zu rechtfertigen, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag in einem Leitartikel. Trumps Kurs ähnle einem "Nazitum des 21. Jahrhunderts".

Wegen des nordkoreanischen Atomprogramms eskaliert seit Monaten der Streit zwischen Washington und Pjöngjang. Zuletzt hatte Nordkorea den US-Präsidenten als "Psychopathen" bezeichnet. Nun legte das isolierte Land verbal noch einmal nach. (APA, Reuters, 27.6.2017)