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Friede auf dem Patscherkofel. Eine größere Terrasse und 100.000 Euro haben den Widerstand des Alpenvereins zum Erliegen gebracht.

Foto: Dominic Ebenbichler / Reuters

Innsbruck – Die Stadt Innsbruck und der Alpenverein (ÖAV) sind in Sachen Patscherkofel nun doch handelseins geworden. Gegen Zahlung von 350.000 Euro wird auf weiteren Widerstand gegen den Bau der Bergstation der neuen Seilbahn verzichtet. Dieser Deal sorgt jedoch für heftige Kritik, hatte der ÖAV doch erst am 11. Juni in Innsbruck eine Volksbefragung, die mehr als 200.000 Euro kostete, initiiert, um die Bergstation verlegen zu lassen. Grund dafür: Man verbaue dem bestehenden ÖAV-Schutzhaus die Aussicht. Zudem stieß man sich an der geplanten Gastronomie in der neuen Station.

"ÖAV hat zu schnell nachgegeben"

Für die Volksbefragung nach Innsbrucker Stadtrecht gründete der ÖAV eine Bürgerinitiative. Diese erreichte die nötigen Unterschriften, um eine Volksbefragung zur Verlegung der geplanten Bergstation durchzuführen. Die Aussicht auf Erfolg war jedoch von Beginn an gleich null, wie auch der Vorsitzende der ÖAV-Sektion Touristenklub Innsbruck, Reinhard Holy, einräumt. Schließlich waren die Fundamente der neuen Station längst gebaut. Zudem hätten mehr als die Hälfte aller wahlberechtigten Innsbrucker die Initiative unterstützen müssen. Tatsächlich lag die Wahlbeteiligung bei gerade einmal fünf Prozent.

Die Vermutung drängte sich daher auf, dass der ÖAV mit dem Plebiszit lediglich seine Verhandlungsposition gegenüber der Stadt stärken wollte. Das verneint Holy jedoch. Warum man dann nicht früher aktiv wurde, begründet er so: "Wir hatten keine Parteienstellung im Bauverfahren, daher erfuhren wir erst sehr spät, was geplant ist." Den Vorwurf, ein Instrument direkter Demokratie missbraucht zu haben, weist er entschieden zurück.

Bei der Bürgerinitiative Igls, die den ÖAV in seinem Anliegen unterstützt hatte, zeigt man sich enttäuscht, wie Sprecher Berthold Schwan sagt: "Wir hätten nicht damit gerechnet, dass sie so schnell und einfach nachgeben." Er meint, der ÖAV habe sich seine Zustimmung zu billig abkaufen lassen. Denn durch die im Grundbuch verbriefte Dienstbarkeit hätte man die Möglichkeit gehabt, juristisch gegen den Bau der Bergstation vorzugehen. In diese wird nämlich auch ein Gastronomiebetrieb einziehen, und genau das wäre demzufolge eigentlich nicht möglich. Gegen Zahlung von 100.000 Euro hat sich der Alpenverein diese Dienstbarkeit nun abkaufen lassen, wie Holy bestätigt. Die restlichen 250.000 Euro von der Stadt Innsbruck wird man dazu verwenden, die Terrasse des Schutzhauses auszubauen.

"Leute haben es nicht verstanden"

Der ÖAV-Sektionsvorsitzende ist der Meinung, dass "viele Leute nicht verstanden haben, worum es geht". Der ÖAV sei niemals gegen das Seilbahnprojekt gewesen, sondern wollte lediglich die Bergstation verlegen lassen. "Wenn nun davon gesprochen wird, wir hätten die Bürgerintiativen und ihre Unterstützung missbraucht, so sehe ich das eher umgekehrt. Die Bürgerintiativen haben uns für ihre Anliegen missbraucht", sagt Holy.

Ob nach dem Deal das Verhältnis zwischen ÖAV und Stadt Innsbruck, das unter den wiederholten Klagsdrohungen von ÖAV-Präsident Andreas Ermacora – der wegen Urlaubs für eine Stellungnahme nicht erreichbar war – und der Volksbefragung sehr gelitten hatte, wieder besser ist, kommentiert Holy knapp mit: "Man hat sich geeinigt." (Steffen Arora, 28.6.2017)