Wien – 2017 könnte das Jahr mit den wenigsten Verkehrstoten in Österreich werden. Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Getöteten gegenüber den ersten sechs Monaten 2016 um fünf Prozent zurückgegangen: von 177 auf 171.

Im gesamten Jahr 2016 gab es mit 432 Verkehrstoten die zweitniedrigste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen – nach 430 im Jahr 2014. "Der positive Trend des ersten Halbjahres wird anhalten", sagt Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV).

Auf den Gurt verzichten ist tödlich

Grund für den Rückgang ist die geringere Zahl getöteter Autolenker. Heuer starben bisher 54 Autofahrer, neun weniger als im Vorjahr. Jene, die bei Unfällen auf der Autobahn getötet werden, "sind fast alle nicht angegurtet oder begingen Suizid", sagt Thann. Eine höhere Gurtanlegequote würde bis zu 40 weniger Autobahntote im Jahr bedeuten, so der KfV-Direktor, "die Überlebenschance mit Gurt ist achtmal höher als ohne".

Mehr getötete Motorradfahrer

Deutlich zugenommen haben tödliche Motorradunfälle. Die Zahl der getöteten Motorradlenker ist um sechs auf 25 gestiegen, bei den Leichtmotorrad-Fahrern waren es vier mehr als im ersten Halbjahr 2016. Drei von vier tödlichen Motorradunfällen waren laut Tann Alleinunfälle.

"Eines der größten Probleme ist, dass eigene Fahrfehler oder das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer unmittelbare und meist schwere Auswirkungen auf den nicht durch eine Karosserie geschützten Biker haben", sagt Tann. Außerdem würden vor allem im Sommer viele Biker "bei der Hitze sorglos auf Schutzbekleidung verzichten". Wichtig für die Unfallprävention seien regelmäßige Trainings, "auch lange nachdem man den Führerschein gemacht hat".

Zahl der Fußgängerunfälle weiterhin hoch

Konstant hoch ist die Zahl der Fußgängerunfälle. 22 Fußgänger starben im ersten Halbjahr 2016, heuer waren es 21. Technik trägt zur starken Reduktion von Unfällen bei, allerdings bleiben die ungeschützten Verkehrsteilnehmer zurück. Die Technik kümmere sich primär um Fahrzeugentwicklung und zu wenig um die Menschen, meint Thann.

Ursachen: Ablenkung, Vorrangverletzung, Rasen

Hauptunfallursachen sind auch heuer Ablenkung, Vorrangverletzungen und nicht angepasste Geschwindigkeit, wobei Letzteres deutlich zurückgeht. Waren im Vorjahr noch 42 tödliche Unfälle durch Raserei verursacht, waren es heuer bisher 28.

Verbesserungen in der Tiefenanalyse erwartet sich das KfV durch das Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz, das am 1. Juli in Kraft tritt. Dadurch sollen Unfallzahlen auch früher verfügbar sein, "und nicht erst mit einem halben Jahr Verspätung". Künftig soll es auch möglich sein, zielgerichtet vorbeugende Maßnahmen zu treffen und Unfälle "ordentlich zu evaluieren". (APA, 29.6.2017)