Was für Österreicher gilt, gilt nicht für Asylwerber – eine Ausbildungspflicht bis 18 gibt es für sie nicht.

Foto: APA/dpa/Armin Weigel

Wien – Eine Erhebung der Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch zeige "zahlreiche Lücken und Hürden beim Bildungszugang von jungen Asylsuchenden". Problematisch sei etwa der Ausschluss von Asylsuchenden von der Ausbildungspflicht für alle bis 18 Jahre. 5876 Asylwerber sind Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren, sie haben keinen garantierten Zugang zu Bildung: Sie können eine Schule besuchen, müssen es jedoch nicht.

Auch fehlende Bildungsplätze, Wartezeiten, abgelegene Quartiere und Einschränkungen beim Zugang zur Lehre, sind ein Problem, so die Menschenrechtsorganisation. "Erst im Jänner haben wir gravierende Mängel beim Deutschkursangebot für Asylsuchende aufgedeckt", kritisiert Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch. Junge Asylsuchende seien oftmals über längere Zeiträume von Bildungsmöglichkeiten abgeschnitten: "Ein bundesweites Bildungs- und Integrationskonzept sucht man vergeblich."

Erstmals erhoben

Die Studie ist die erste österreichweite Untersuchung zum Bildungszugang von nicht mehr schulpflichtigen Asylsuchenden. Erhoben wurde, ob es eine gesamtösterreichische Bildungsstrategie gibt, welche Angebote die einzelnen Bundesländer bereitstellen und wie gut der Zugang zu diesen Angeboten in der Praxis tatsächlich funktioniert.

Laut der Menschenrechtsorganisation herrschen "gravierende Unterschiede zwischen den Bundesländern", sowohl was vorhandene Bildungs- und Ausbildungsplätze als auch was Wartezeiten, die Mobilitätsinfrastruktur und den Informationsfluss betrifft. Bei der Anzahl der Übergangsklassen zu höheren Schulen würden etwa Tirol und die Steiermark derzeit am besten abschneiden, während das Burgenland das Schlusslicht ist.

Was die Anzahl an Lehrplätzen für Asylsuchende betrifft, liegen derzeit Oberösterreich und Tirol vorne, während Wien, Kärnten, Niederösterreich und das Burgenland nur ein sehr niedriges Lehrplatzangebot haben. In Wien gibt es als einziges ein eigenes Jugendcollege für Asylsuchende in diesem Alter.

Vielzahl an Problemen

Zwar gebe es einige engagierte Flüchtlingsreferate in den Bundesländern und eine Reihe an Bildungs- und Ausbildungsprojekten, zugleich seien aber auch die praktischen Probleme vielfältig. Zu den "Hauptproblemen" würden etwa der Ausschluss von Asylsuchenden von der Ausbildungspflicht oder die Beschränkung des Zugangs zur Lehre auf Mangelberufe gehören. "Besonders schwer haben es junge Asylsuchende, die nicht das Glück haben, im richtigen Bundesland in einem gut betreuten und nahe an einer Bildungs- oder Ausbildungseinrichtungen liegenden Asylquartier untergebracht zu sein", sagt Pollak. (red, 29.6.2017)