Ein Wespenschwarm über dem Esstisch macht viele nervös – ganz besonders aber jene, die gegen das Wespengift allergisch sind.

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Jeder Mensch, der mindestens einmal in seinem Leben gestochen wurde, kann eine Insektengift-Allergie entwickeln. In Österreich sind etwa 300.000 Personen schwer allergisch gegen das Gift einer Biene oder Wespe. Sie reagieren mit Juckreiz und Nesselausschlag am ganzen Körper, Anschwellen von Lippen, Augen, Gesicht oder Hals, Hitzewallungen, Übelkeit und Schwindel.

Im schlimmsten Fall kann innerhalb weniger Minuten ein lebensgefährlicher anaphylaktischer Schock mit Herz-Kreislaufproblemen, Atemnot, Schluck- und Sprechbeschwerden sowie Bewusstlosigkeit folgen. Ohne sofortige Notfall-Medikamente kann das auch tödlich ausgehen. Deshalb müssen diese Medikamente mit in den Urlaub.

Damit es erst gar nicht erst soweit kommt, sollten sich Allergiker mit der sogenannten "Allergie-Impfung" – oder auch allergen-spezifische Immuntherapie oder Hyposensiblisierung genannt – schützen. "Die allergen-spezifische Immuntherapie ist die einzige hochwirksame Therapie, die auch die Ursache der Insektengift-Allergie bekämpft. Neunzig Prozent der Patienten sind danach beschwerdefrei und ihr Immunsystem reagiert wieder normal", sagt Allergie-Experte Gunter Sturm, der das Allergieambulatorium am Reumannplatz in Wien leitet.

An das Gift gewöhnen

Dabei wird in regelmäßigen Abständen das allergieauslösende Insektengift injiziert, um den Körper an das Allergen zu gewöhnen. Die Therapie wird in zwei Schritten durchgeführt: "In der Aufdosierungsphase wird die Menge des Insektengifts mit jeder Injektion gesteigert, bis die sogenannte Erhaltungsdosis erreicht ist. Die Aufdosierung kann ambulant oder stationär im Krankenhaus erfolgen. Die stationäre Behandlung dauert nur wenige Tage und bietet bereits einen ersten Schutz, was bedeutet, dass sie auch während der Saison oder knapp vor dem Urlaub durchgeführt werden kann.

Um den Impfschutz langfristig zu sichern, wird im zweiten Schritt, der Erhaltungsphase, die Therapie für drei bis fünf Jahre fortgesetzt. Studien zeigen, dass bei neun von zehn Patienten das Immunsystem nach der Allergie-Impfung wieder normal reagiert", erklärt Sturm. Bei entsprechender Diagnose übernehmen alle Krankenkassen die Kosten der Therapie.

Auf Reisen sollten Insektengift-Allergiker gerüstet sein. Im Fall eines allergieauslösenden Stichs kann die Selbstbehandlung Leben retten. Das Notfallset sollte aus einem Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminikum und Kortison enthalten. Auch die Mitreisenden sollten über das Risiko einer allergischen Reaktion und eventuelle Notfallsituationen informiert werden. (red, 30.6.2017)