Mehr als 70 Prozent der Wiener Hauptschülerinnen und Hauptschüler hatten im Vorjahr nicht Deutsch als Umgangssprache.

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Jugendliche mit nichtdeutscher Umgangssprache brechen in Österreich viermal häufiger die Schule ab als Altersgenossen ohne Migrationshintergrund. Konkret verlassen nach Angaben des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) zwölf Prozent der Hauptschulkinder mit nichtdeutscher Umgangssprache das Schulsystem ohne Pflichtschulabschluss.

Bei ihren Klassenkameraden mit deutscher Umgangssprache waren es hingegen nur drei Prozent. Das habe freilich auch Auswirkungen auf den Einstieg in den Arbeitsmarkt: So waren Jugendliche mit Migrationshintergrund im Jahr 2015 mehr als doppelt so oft arbeitslos oder ohne Aus- beziehungsweise Weiterbildung (14 Prozent) als Jugendliche ohne Migrationshintergrund (6 Prozent).

Nichtdeutsche Umgangssprache

Über ein Fünftel, nämlich 22 Prozent aller rund 1,13 Millionen Schülerinnen und Schüler in Österreich, hatte im Schuljahr 2014/15 eine andere Umgangssprache als Deutsch. Im Pflichtschulbereich ist dieser Wert noch höher, ganz besonders in Wien: Mehr als die Hälfte der Wiener Volksschülerinnen hatte eine nichtdeutsche Umgangssprache. Bei den Wiener Hauptschülerinnen und Hauptschülern lag dieser Wert mit über 70 Prozent noch höher.

"Bildung ist Schlüssel"

Franz Wolf, Geschäftsführer des ÖIF: "Bei der Integration von Jugendlichen ergeben sich besonders im Bildungsbereich Herausforderungen. Bildung ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Leben in Österreich und der wichtigste Faktor, um in der Gesellschaft und der Zukunft zu bestehen. Dieser Wert ist Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern unbedingt zu vermitteln."

Deutsche, Afghanen, dann Rumänen

2016 lebten rund 551.500 Menschen zwischen 0 und 24 Jahren mit Migrationshintergrund in Österreich, das entspricht knapp einem Viertel der jugendlichen Gesamtbevölkerung. Insgesamt stellten Jugendliche mit Geburtsland Deutschland die größte Gruppe dar (35.200), gefolgt von Jugendlichen aus Afghanistan (21.100) sowie aus Rumänien (18.200).

Afghanen beziehungsweise Afghaninnen und Rumänen beziehungsweise Rumäninnen führten auch die Zuwanderungsbilanz der letzten Jahre (2010–2015) an. Die Nettozuwanderung von jugendlichen Migrantinnen und Migranten nach Österreich erreichte 2015 mit rund 63.500 Zugewanderten ihren Höchststand.

Ehe mit 15 Jahren

Auch beim Alter der Eheschließungen spielt die Herkunft eine Rolle, wie die Zahlen des Integrationsfonds zeigen: Von den 89.000 Menschen, die 2015 in Österreich heirateten, waren etwas mehr als jede und mehr als jeder Siebente bei der Eheschließung unter 25 Jahre alt. Bei der Heirat im jugendlichen Alter zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen in Österreich und im Ausland geborenen Menschen: Bei den Frauen mit Wurzeln im Kosovo und Afghanistan wurden beispielsweise mehr als die Hälfte der Ehen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren geschlossen.

Auch was die Familiengründung unter 25 Jahren betrifft, sind Frauen – insbesondere aus Ex-Jugoslawien und der Türkei – früher dran: Sie machen je ein Viertel aller Mütter unter 25 Jahren aus. (red, 30.6.2017)