Grafik: Linux Foundation

Das Rad der Linux-Entwicklung dreht sich unermüdlich weiter: Mit Linux 4.12 hat Linus Torvalds nun eine neue Generation des Open-Source-Kernels veröffentlicht, die von der gewohnten Fülle an Neuerungen in unterschiedlichen Bereichen gekennzeichnet ist.

Disk-Performance

Eines der Highlights von Linux 4.12: Mit dem "Budget Fair Queueing" (BFQ) gibt es einen neuen I/O-Scheduler. Dieser verspricht gerade bei Systemen mit klassischen Festplatten eine bessere Performance – und zwar sowohl was die Übertragungsgeschwindigkeit als auch die generelle Reaktionsfähigkeit des Systems anbelangt.

BFQ ist vor allem auf Desktop-Systeme ausgerichtet, zeigt aber auch die generelle Grenze solch aufwändiger Scheduling-Operationen. So weist heise.de daraufhin, dass flotte SSDs von dem neuen Scheduler nicht mehr profitieren, im Gegenteil könnte das System sogar langsamer werden, da BFQ natürlich auch Prozessorressourcen verbraucht.

Parallel dazu gibt es aber noch einen zweiten neuen I/O-Scheduler: Kyber ist vor allem auf große Storage-Systeme bei Unternehmen ausgelegt, und versucht mit einem simplen Design das Maximum an Performance aus Top-Hardware herauszuholen. Entwickelt wurde Kyber passenderweise auch von Facebook-Angestellten.

Live Patching

Gerade für kleinere Firmen ist es oft eine ziemliche Herausforderung ihre Server auf dem aktuellen Stand – und somit sicher – zu halten. Immerhin war es in der Vergangenheit bei jedem noch so kleinen Update ein Neustart vonnöten, was wiederum eine unvermeidliche Downtime bedeutet. Mit Linux 4.0 wurde dann das Kernel Live Patching eingeführt, das in 90 Prozent aller Fälle das Einspielen sicherheitsrelevanter Änderungen ohne Reboot ermöglicht hat. Mit Linux 4.12 kommt nun das "Per-Task Consistency Model" hinzu, das mittelfristig das Live-Patching für sämtliche Kernel-Funktionen ermöglichen soll.

Grafik

Wie immer machen auch dieses Mal wieder Veränderungen beim Support diverser Grafikchips einen relevanten Teil der Kernel-Neuerungen aus. So wird nun erstmals die Vega-Chip-Generation von AMD unterstützt – zumindest theoretisch. Da der Amdgpu-Treiber derzeit noch gar keine Bildschirme auf Systemen mit Vega-GPU ansteuern kann, lässt sich das Ganze maximal für Berechnungen ohne Bildausgabe nutzen. Der freie Nouveau-Treiber für Nvidia-Karten beherrscht hingegen nun auch die 3D-Beschleunigung von Chips der Pascal-Generation.

Sicherheit

Eine interessante Sicherheitsverbesserung gibt es am Device Mapper: Dank Authenticated Encryption kann der Kernel nun feststellen, ob es an einem verschlüsselten Volume ohne den passenden Schlüssel Modifikationen gegeben hat. Vor allem für Entwickler von Interesse ist AnalyzeBoot 2.0, das dem Kernel zur Analyse des Boot-Prozesses beiliegt, und dabei helfen soll, Kernel-Komponenten zu finden, die besonders lange zur Initialisierung brauchen, und eine Optimierung vertragen könnten.

Download

Weitere Informationen zur neuen Release hat heise.de in einem ausführlichen Artikel zusammengetragen. Linux 4.12 steht wie gewohnt in Form des Source Codes auf der Seite des Projekts zum Download. (apo, 3.7.2017)