Ob das Fahrrad im Büro Einzug halten wird, bezweifeln Experten.

Foto: http://www.istockphoto.com/alvarez

So sieht der Radersatz für Büroarbeiter aus.

Foto: Deskcycle

Franziska Zoidl beschäftigt sich beruflich mit Gesundheit. Überlegungen zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz kommen da ganz automatisch.

Seit kurzem wanke ich beim Arbeiten auf meinem Bürosessel merklich von rechts nach links. Die Reaktionen der Kollegen reichen von belustigt bis besorgt. Der eine meint, ich wirke seekrank, der andere glaubt, ich tanze im Sitzen.

In Wahrheit teste ich seit gut einer Woche das Deskcycle des amerikanischen Unternehmens 3D Innovations. Dabei handelt es sich, grob gesagt, um einen Miniheimtrainer, der aus nicht recht viel mehr als zwei Pedalen besteht und unter jeden Schreibtisch passt. So kann man auch während eines langen Bürotags in Bewegung bleiben und Kalorien verbrennen, argumentieren die Hersteller.

Die Idee dahinter ist löblich: Wir müssen uns im Büroalltag mehr bewegen. Durch das viele Sitzen wird der Körper schlechter durchblutet, die Muskulatur erschlafft. Einige der häufigsten Begleiterscheinungen: Wir bekommen Rückenschmerzen und nehmen zu.

Nachjustieren nötig

Ich trete gemächlich in die Pedale, stehe aber schnell mit den Knien an der Unterseite des Tisches an. Das Deskcycle muss also weiter nach hinten geschoben werden, nun ist aber der Computerkabelsalat unter meinem Tisch im Weg. Plötzlich wird der Bildschirm dunkel, ich hab wohl ein Kabel erwischt. Sobald das Problem gelöst ist, geht es aber wirklich los. Am besten funktioniert das Treten, wenn ich barfuß bin. Das Deskcycle ist lautlos, nichts quietscht. Die Kollegen freut's.

Schnell wird klar: Das Radeln im Büro ist überraschend anstrengend. Nach einer Stunde gemächlichen Tretens bei niedrigem Widerstand ist mir ziemlich heiß, obwohl das Büro angenehm kühl ist. Dreht man den Widerstand rauf, wird die Computerarbeit schnell zur Bergetappe. Als ich aufstehe, um mir einen Kaffee aus der Küche zu holen, sind die Beine weich, ich fühle mich tatsächlich, als hätte ich Sport gemacht.

Darunter leidet aber meine Arbeit, denn Multitasken ist nicht mein Ding: Einfaches Lesen funktioniert während des Tretens gut, konzentriertes Schreiben weniger – auch weil sich mein Oberkörper beim Treten eben doch bewegt. Irgendwann vergesse ich überhaupt auf das Radeln – bis mich ein vorbeigehender Kollege daran erinnert.

400 Kalorien

Außerdem rutsche ich beim Treten im Sessel nach hinten, die Sitzhaltung wird auf Dauer unangenehm, weil ich die Arme stärker durchstrecken muss, um die Tastatur zu erreichen. Ich muss nachjustieren.

Am Ende des Tages sind meine Beine nicht so schwer, wie sie sonst nach stundenlangem Sitzen oft sind. Und ich habe – zumindest laut der zugegebenermaßen sehr ungenauen Anzeige am Fahrrad – ganz nebenbei angeblich fast 400 Kalorien verbrannt.

Dass sich das Radfahren im Büro durchsetzen wird, glauben Büroexperten trotzdem nicht. Zwar ist es eine lustige Abwechslung zum statischen Sitzen, am Ende sitzt man aber auch mit Minihometrainer den ganzen Tag. So fühlt man sich also im Hamsterrad, kritisiert ein Tester online.

Fazit: Die Kollegen wollen das Fahrrad nun auch ausprobieren, und ich teile gerne mit ihnen. In den letzten Stunden habe ich es hauptsächlich als Ablage für meine durchgestreckten Beine verwendet, das war angenehm. Und überhaupt: Ein Spaziergang im Park während der Mittagspause ist mir als Ausgleich zur Büroarbeit lieber. (Franziska Zoidl, 9.7.2017)