Verena Dürr

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Karin Peschka.

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Ferdinand Schmalz

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Björn Treber

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John Wray

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Klagenfurt – Die Titulierung als "Starmania der Literatur" war in den letzten Wochen ebenso zu vernehmen wie das Bekenntnis "Der Wettbewerb ist mir eher überflüssig". Sein "Kultstatus" sei für sie "nur eine Legende" gab eine Dritte zu, und wieder ein anderer stellte sich die Frage, "ob es nicht gefährlicher ist, wenn man den Bachmannpreis bekommt" als wenn nicht.

Ja, es ist wieder einmal soweit, dass der (erweiterte) Sprachraum seine vierzehn – manche im einen, manche im anderen möglichen Wortsinn – hoffnungsvollsten Vertreter nach Klagenfurt entsendet. Und ein gewisser Zwiespalt derer, die sich als Künstler verstehen, gehört gegenüber dem zuweilen eher als Showbusiness begriffenen Kurzprosawettbewerb am Wörthersee eben dazu. Damit sind sie – obige Zitate stammen von diesjährigen Teilnehmern – nicht allein. Und doch soll man immer wieder hoffen.

Einer von denen, die heuer nicht bloß hoffen, sondern in die man Hoffnung setzen darf, ist zum Beispiel Ferdinand Schmalz. Bisher kennt man ihn nur für seine Stücke am beispiel der butter (2013) und dosenfleisch (2014). Geil darf man seine Sprache in Anlehnung an den Künstler namen – eigentlich heißt er Matthias Schweiger, aber wie klingt das im Vergleich! – vollen Rechtes nennen: Verspielt, üppig und ausschweifend, aber immer das Ziel im Auge, führt er sie komplex an heiklen Themen entlang.

Das macht Schmalz zu einem der spannendsten Autoren der diesjährigen Tage der deutschsprachigen Literatur, die heute zum 41. Mal starten. An welchem der drei Lesetage er auf dem einsamsten Stuhl im traditionell vollbesetzten Klagenfurter ORF-Theater Platz nimmt, das wird allerdings erst Mittwochabend ausgelost. Dann wird auch Franzobel, 1995 hier selbst Gewinner, seine Klagenfurter Rede zur Literatur halten. Das süße Glück der Hirn gerichteten lautet ihr gewohnt verbal artistischer Titel. Sie wird kritisch ausfallen.

Aber wahrlich, lieber mit dem Hirn gerichtet als hingerichtet soll werden. Ob zu Letzterem Anlass besteht, wird von ihnen abhängen: gleich viele Männer wie Frauen gehen diesmal in den Wett bewerb. Mit fünf Teilnehmern führt Österreich das Starterfeld an, neben Schmalz sind das die Wiener Experimentalmusikerin und "interdisziplinäre Autorin" Verena Dürr, die gebürtige Linzerin Karin Peschka (Watschenmann), Björn Treber, er ist mit 25 Jahren heuer jüngster Lesender, und der in den USA geborene und als Schriftsteller erfolgreiche John Wray, der aber eine Kärntner Mutter hat und nun zum ersten Mal auf Deutsch schreibt.

Gedeckte Spesen

Aus Deutschland kommen mit Jörg-Uwe Albig, Eckhart Nickel, Noemi Schneider und Jackie Thomae vier Beiträge, aus der Schweiz mit Daniel Goetsch, Urs Mannhart und Gianna Molinari drei. Maxi Obexer stammt aus Südtirol und wohnt in Berlin, Barbi Marković (Superheldinnen) stammt aus Serbien und lebt seit elf Jahren in Wien. Journalismus, Kunst, Dokufilm, TV, Schreibschule – die Backgrounds sind vielfältig.

Still war es diesmal im Vorfeld des Wettbewerbs, bloß eine Personalrochade gibt es zu vermelden: Der Schweizer Juri Steiner steigt nach vier Jahren aus der Jury aus, der Zürcher Publizist Michael Wiederstein ersetzt ihn. Ein weiterer Neuzugang findet sich unter den am Sonntag zu vergebenden Preisen, mit 12.500 Euro dotiert schiebt er sich vom Deutschlandradio gestiftet an die zweitgewichtigste Stelle. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer wird also mit mehr als nur gedeckten Spesen Klagenfurt wieder verlassen.

Und Literaturfreunde – seien wir so hoffnungsvoll – mit der einen oder anderen Entdeckung. Darum geht es ja eigentlich. Auch. Es wird sich zeigen. (Michael Wurmitzer, 4.7.2017)