Unschöne Bilder beim Zielsprint in Vittel.

Foto: imago/Belga/waem

Vittel – Die vierte Etappe der Tour de France am Dienstag war von schweren Stürzen überschattet. Beim Zielsprint drängte Weltmeister Peter Sagan Marc Cavendish mit einer dubiosen Aktion und ausgefahrenem Ellbogen in die Streckenbegrenzung – der Brite krachte auf die Straße. Der hinter ihm rasende deutsche John Degenkolb (Trek-Segafredo) stürzte über den vor ihm liegenden Cavendish (Dimension Data).

Die Rennleitung reagierte mit aller Härte und schloss Sagan vom Rennen aus, nachdem zunächst nur von einer Zeitstrafe die Rede war. Eben dies hatte das Team von Cavendish bei der Jury beantragt. Sportdirektor Rolf Aldag bei radsport-news.com: "Das war eine klare Tätlichkeit."

Der Tagessieg ging an den Franzosen Arnaud Demaré (FDJeux). Der 25 Jahre alte Landesmeister Démare setzte sich vor dem Norweger Alexander Kristoff (Katjuscha) und dem Deutschen André Greipel (Lotto-Soudal) durch.

Sagan lässt Cavendish im Zielsprint keine Chance.
Le Tour De France

Aus für Cavendish

Ex-Radweltmeister Cavendish hat bei seinem Sturz einen Bruch des Schulterblattes erlitten und musste deshalb aufgeben. Das teilte sein Team Dimension Data am späten Dienstagabend mit.

Der 30 Jahre alte Brite war zuvor dick bandagiert ins Krankenhaus gebracht worden, er musste auch am rechten Zeigefinger genäht werden. Zunächst hatte es nach ärztlichen Untersuchungen noch geheißen, dass sich der befürchtete Schulterbruch bei Cavendish nicht bewahrheitet hatte.

Sagan begab sich unmittelbar nach Rennende zum Teamwagen des Briten, um sich zu entschuldigen. Cavendish: "Ich komme mit Peter klar, Stürze passieren, aber ich würde gern wissen, was es mit dem Ellbogen auf sich hatte." Die Entschuldigung Sagans nahm er an. "Das zeigt, was für ein Mensch er ist, und das zählt für mich mehr als alles andere."

Auch Gelbes Trikot betroffen

Der Waliser Geraint Thomas verteidigte sein Gelbes Trikot mit zwölf Sekunden Vorsprung auf seinen britischen Teamkollegen und Kapitän Christopher Froome – beide rollten im Hauptfeld ins Ziel. Thomas war allerdings ebenfalls in einen Sturz verwickelt, bei dem mehrere Fahrer etwas mehr als einen Kilometer vor dem Finish bei extrem hoher Geschwindigkeit zu Boden gingen.

Die fünfte Etappe am Mittwoch, die mit einer Bergankunft an der Planche des Belles Filles in den Vogesen endet, wird zum ersten großen Prüfstein für die Klassementfahrer. Auf der nur 160,5 Kilometer langen Strecke wird ein großes Spektakel während des 5,9 Kilometer langen Schlussanstiegs erwartet. "Das ist der erste große Test", sagte Thomas, der weiter keinen Zweifel an seiner untergeordneten Rolle im Team lässt: "Was auch immer das Team entscheidet, ich werde es mittragen. Ich stehe voll an der Seite von Froome und will mit ihm die Tour gewinnen."

Das Solo des Neuen

Die erste Rennhälfte prägte am Dienstag der belgische Tour-Debütant Guillaume Van Keirsbulck vom Team Wanty-Groupe Goubert. Der Enkel des früheren Straßenweltmeisters Benoni Beheyt trat unmittelbar nach dem scharfen Start an, und da niemand folgte, fuhr der 26-Jährige eben in Eigenregie mehr als 13 Minuten Vorsprung heraus.

Erst nach 190 Kilometern war eine der längsten Alleinfahrten der Tour-Geschichte beendet, danach übernahmen die Sprintteams das Kommando. (red, sid, 4.7.2017)

Ergebnisse der 104. Tour de France vom Dienstag:

4. Etappe (Mondorf-les-Bains/LUX – Vittel, 207,5 km):

1. Arnaud Demare (FRA) FDJ 4:53:54 Stunden – 2. Alexander Kristoff (NOR) Katjuscha – 3. Andre Greipel (GER) Lotto – 4. Nacer Bouhanni (FRA) Cofidis – 5. Adrien Petit (FRA) Direct Energie – 6. Jürgen Roelandts (BEL) Lotto – 7. Michael Matthews (AUS) Sunweb – 8. Manuele Mori (ITA) UAE Team Emirates – 9. Tiesj Benoot (BEL) Lotto. – 10. Zdenek Stybar (CZE) Quick-Step.

Weiter: 60. Marco Haller (AUT) Katjuscha – 102. Michael Gogl (AUT) Trek – 159. Bernhard Eisel (AUT) Dimension Data alle gl. Zeit.

Gesamtwertung:

1. Geraint Thomas (GBR) Sky 14:54:25 Std. – 2. Christopher Froome (GBR) Sky +0:12 Min – 3. Matthews, gl. Zeit – 4. Edvald Boasson Hagen (NOR) Dimension Data 0:16 – 5. Pierre-Roger Latour (FRA) Ag2R 0:25 – 6. Philippe Gilbert (BEL) Quick-Step 0:30 – 7. Michal Kwiatkowski (POL) Sky 0:32 – 8. Tim Wellens (BEL) Lotto, gl. Zeit – 9. Demare 0:33 – 10. Nikias Arndt (GER) Team Sunweb 34.

Weiter: 15. 133. Eisel 4:32 – 157. Gogl 7:31 – 187. Haller 16:55