Die Außenminister Ägyptens, Bahrains, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate (v. li.) koordinierten am Mittwoch in Kairo ihr weiteres Vorgehen im Konflikt mit Katar.

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Ein Quartett arabischer Staaten hat am Mittwoch in Kairo ihre Reaktion auf die ablehnende Antwort Katars zu ihrem ultimativen 13 Punkte Forderungskatalog miteinander abgestimmt. Die vier Außenminister warfen Katar vor, es mangle ihm an Seriosität. Der Boykott werde weitergeführt und zusätzliche Schritte zum gegebenen Zeitpunkt gesetzt, kündigte der saudische Außenminister Adel al-Jubeir an. Neue Sanktionen wurden nicht verhängt.

Ägypten, Saudi-Arabien, die Emirate und Bahrain hatten Anfang Juni ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Katar gekappt, dem sie vorwerfen, Terror und Extremismus zu unterstützen und sich in die inneren Angelegen mehrerer Staaten der Region einzumischen. Sie verlangten von Katar unter anderem, die Finanzierung terroristischer Gruppen einzustellen, die Beziehungen mit dem Iran einzuschränken und den Fernsehsender Al Jazeera einzustellen. Katar hat die Vorwürfe bestritten und die Forderungen als unrealistisch und als ein Angriff auf die Souveränität abgelehnt. Doha hatte sich allerdings bereit erklärt, über einzelne Punkte zu diskutieren, ist aber auf keinen Fall bereit, seine eigenständige Außenpolitik aufzugeben.

USA hatten sich eingeschaltet

Kuwait hatte in den vergangenen Tagen versucht, zu vermitteln. Die USA, die in Katar eine große Militärbasis unterhalten, hatten sich ebenfalls eingeschaltet. Die Vereinten Nationen wollen sich nicht einmischen, das Büro des UN-Hochkommissariats hatte aber eine Einschätzung veröffentlicht, nach der die Schließung von Al Jazeera einen Schlag gegen den Medienpluralismus bedeute.

In den Golfländern gibt es derzeit kein anderes Thema. Die Zeitungen sind voll von Schmähartikeln gegen Katar. Die schlimmste Krise am Golf seit Jahrzehnten mit einer tiefen Spaltung des Golfkooperationsrats könnte aber noch weit größere Kreise ziehen und auch westliche Industrienationen treffen – nämlich dann, wenn Unternehmen gezwungen würden, sich dem Boykott anzuschließen, das heißt, zwischen Saudi-Arabien und Katar als Partner wählen zu müssen. Beide sind Großinvestoren in vielen westlichen und asiatischen Ländern.

Jedes der Boykottländer hat etwas anders gelagerte Ziele. Für Kairo steht die Zerschlagung der Organisation der Muslimbrüder im Vordergrund. Viele führende Muslimbrüder leben in Katar im Exil. Um weiteren Druck auszuüben, wurden am Wochenende an der Mittelmeerküste die Tochter und der Schwiegersohn von Scheich Yusuf al-Qaradawi, dem spirituellen Führer der Muslimbrüder, verhaftet. Kairo verlangt die Auslieferung des greisen Scheichs, der in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden ist.

Bindung an Türkei und Iran

Katar hat sich als Reaktion mit seinen "Freunden" Türkei und Iran arrangiert. Die Golfländer haben damit vorerst das Gegenteil ihrer Absichten erreicht. Ankara treibt den Aufbau seiner geplanten Militärbasis in Katar unbeirrt weiter und hat einige Dutzend Soldaten zu gemeinsamen Militärübungen auf den Inselstaat geschickt – eine Entwicklung, die die Situation zusätzlich kompliziert mache, wie der saudische Botschafter in Ankara erklärte.

Die Türkei sorgt zudem mit einer Luftbrücke dafür, dass die Regale in den Geschäften Katars gut gefüllt bleiben. Auch der Iran liefert Lebensmittel, weshalb die Kataris nur mit geringen Preiserhöhungen leben müssen. Das Transportministerium in Teheran hat am Mittwoch zudem angekündigt, dass zwischen Buschehr und Katar eine Schiffslinie eingerichtet werden soll, um den Handel mit Nichtölprodukten zu fördern. Doha treibt trotz Krise auch die Entwicklung seiner Erdgasfelder voran. Diese Woche vermeldete der weltweit größte Exporteur von Erdgas einen geplanten Ausbau der Produktion in den kommenden Jahren um bis zu 30 Prozent. (Astrid Frefel aus Kairo, 6.7.2017)