Es Devlin schuf das Bühnenbild für "Carmen" auf der Bregenzer Seebühne.

Foto: Lisa Mathis

Bregenz – Carmen legt sich die Karten und sieht den Tod. Sie wirft die Karten empört in die Luft, will kein vorprogrammiertes Schicksal. Mit überdimensionierten Spielkarten, die zu schweben scheinen, symbolisiert die britische Stage-Designerin Es Devlin den Kampf einer starken Frau um ein selbstbestimmtes Leben. Zwei Wochen vor der "Carmen"-Premiere am 19. Juli gaben die Bregenzer Festspiele am Donnerstag einen ersten Einblick ins Bühnengeschehen.

Es Devlin, die Olympia-Eröffnungen wie Opernaufführungen gestaltet und Bühnen für Popstars wie Adele oder U2 ausstattet, sieht die besondere Herausforderung in Bregenz in der großen Geste. Sie solle trotz des Gigantismus, den die riesige Seebühne erfordert, auch "Leichtigkeit zeigen".

Es gehe, erläutert Regisseur Kasper Holten, in seiner Inszenierung der Oper von George Bizet um Freiheit, aber auch um die Einsamkeit und Scheu vor Bindungen. Lange hätten sie über die Wahl der Symbole, die diesen Kampf um Selbstbestimmung darstellen könnten, diskutiert, erzählt Es Devlin. In den Karten, die schweben, im Wasser schwimmen, sich drehen können, habe man das passende Sujet gefunden.

Videos und Lightshow

Zeigen sich die Karten tagsüber in wenig spektakulärem Graubeige, werden sie in den Spielnächten zu Projektionsflächen einer spektakulären Licht- und Videoshow. Was genau auf den Karten zu sehen sein wird, ist noch ein wohlgehütetes Geheimnis.

Auch wenn sie es "nicht verschreien möchte": Intendantin Elisabeth Sobotka erwartet eine fulminante Saison. Zehn Monate haben 37 Technikfirmen an der Stahl-Holz-Konstruktion des Bühnenbilds gearbeitet. Entstanden ist ein Bild aus zwei Frauenhänden, die Karten in die Luft werfen. Jede der Karten misst sieben mal vier Meter, der höchste Punkt liegt bei rund 24 Metern. Die Hände strecken sich gute 20 Meter in die Höhe, jede wiegt um die 20 Tonnen. Sie sind 30 Meter voneinander entfernt. Man möchte es ob dieser Ausmaße vielleicht nicht glauben, meint Kasper Holten, "aber das Kammerspiel ist auf dieser Bühne wichtiger, als man denkt".

90 Prozent der Karten sind verkauft, freut sich Michael Diem, kaufmännischer Direktor der Bregenzer Festspiele, über den besten Vorverkauf in der Geschichte der Festspiele. Wer die Bregenzer "Carmen" sehen will, muss sich gedulden. Karten gibt es nur noch für die zweite Hälfte der Saison. (Jutta Berger, 6.7.2017)