Irmgard Griss ließ sich lange bitten, nun ist es endlich geschafft: Die ehemalige Höchstrichterin und Präsidentschaftskandidatin wird gemeinsam mit den Neos auf einer Liste für die Nationalratswahl kandidieren. Parteichef Matthias Strolz hatte ihr mit viel Geduld und Beharrlichkeit den roten Teppich ausgerollt, und Griss wird die pinke Liste sicherlich schmücken. Auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz hatte sich um die 70-Jährige bemüht, die ins bürgerliche Lager hinein eine gewisse Strahlkraft besitzt.

Für die Neos ist das ein möglicherweise entscheidender Erfolg, der den Wiedereinzug in den Nationalrat sicherstellen soll. In der ersten Runde der Bundespräsidentschaftswahl hatte Griss immerhin 18,9 Prozent erreicht. Ihr Glanz war danach allerdings ein wenig verblasst: Das lag zum einen an der Zögerlichkeit, die Griss bei der Fortsetzung ihres politischen Engagements an den Tag gelegt hatte, zum anderen an ihren Auftritten als Fernsehrichterin, die ihrer Reputation nur bedingt zuträglich waren.

Bei den Neos geht es im Oktober allerdings um jeden Prozentpunkt, mit einem Ergebnis von fünf Prozent wurde der Einzug in den Nationalrat 2013 nur knapp geschafft. Im Parlament haben sich die Neos als erfrischende und konstruktive Kraft erwiesen, die aktuellen Umfragen sehen die neue Partei allerdings keineswegs im Höhenflug. Da kommt die lang herbeigesehnte Hilfe von außen gerade recht: Griss wird den Neos im Wahlkampf eine wesentliche Stütze sein. (Michael Völker, 6.7.2017)