Immer mehr Menschen in China können sich Fleisch leisten. Auch dadurch werden Chinesen in zehn Jahren um 400 Kalorien mehr pro Tag verspeisen als heute.

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Paris/Wien – Die Weltbevölkerung soll in den kommenden zehn Jahren um eine Milliarde Menschen wachsen. Damit steigt auch die Nachfrage nach Lebensmitteln. Allen voran wird sich die Landwirtschaft auf den zunehmenden Wohlstand in China und den damit wachsenden Konsum vorbereiten müssen. Diese Entwicklung mit den Pariser Klimazielen zu vereinbaren wird keine leichte Aufgabe sein, schreiben die Welternährungsorganisation (FAO) und die Industriestaaten-Organisation (OECD) in ihrem am Montag vorgestellten Agrarausblick.

In ihrer Zehnjahresprognose gehen sie davon aus, dass die Preise für Getreide, Fleisch und Milchprodukte in den kommenden Jahren weiter sinken werden. Ein Grund dafür ist die zunehmende Marktliberalisierung, die immer öfter auch landwirtschaftliche Produkte einschließt. Der Großteil der Exporte wird sich auf wenige Länder Osteuropas, Zentralasiens und die USA begrenzen.

Höhere Kalorienzufuhr

Die niedrigen Lebensmittelpreise werden auch zu einer höheren Kalorienzufuhr pro Person führen. 2026 sollen Menschen in Entwicklungsländern durchschnittlich 2.450 Kalorien pro Tag zur Verfügung stehen, Menschen in Industrieländern 3.000. Am stärksten macht sich die Entwicklung laut FAO in China bemerkbar: 2026 werden pro Person und Tag 400 Kalorien mehr konsumiert werden als heute.

Chinas Mittelschicht wächst und kann sich zunehmend auch teurere Lebensmittel leisten. Allein in China soll der Fleisch- und Fischkonsum um sechs Prozent pro Jahr steigen. Auch in anderen Entwicklungs- und Schwellenländern wird der Fleischkonsum weiter zunehmen. Dabei wird die Zahl an Fleischproduzenten jedoch nicht wesentlich steigen, vielmehr würden Mastbetriebe größer werden und die Ertragsmenge pro Tier zunehmen. Dennoch soll das Wachstum im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt eher gering ausfallen. Das liege an dem bereits hohen Konsumniveau innerhalb der Industriestaaten.

Konsum variiert stark

Derzeit beträgt der durchschnittliche Fleischkonsum pro Kopf und Jahr rund 34 Kilogramm, die Mengen variieren jedoch stark: Während es in Entwicklungsländern 26,5 Kilogramm sind, sind es in den Industriestaaten mehr als 67 Kilogramm.

Auch die weltweite Milchproduktion soll in den kommenden zehn Jahren um neun Prozent steigen. Die höhere Nachfrage in Indien ist für rund die Hälfte des Anstiegs verantwortlich.

Anders sieht es bei Getreide aus. Der Pro-Kopf-Konsum dürfte in den kommenden zehn Jahren global in etwa gleich bleiben und nur in Entwicklungsländern leicht anziehen. Insgesamt soll die Produktion um ein Prozent pro Jahr steigen. Allen voran wird mehr Soja angepflanzt werden. Es dient einerseits als pflanzliche Proteinquelle, andererseits wird es als Tierfutter eingesetzt, um die steigende Fleischproduktion zu stützen. (lauf, 11.7.2017)