Künftig soll an Werktagen jeder U2-Zug in die Seestadt fahren.

Foto: Corn

Wien – Es sei die "größte Netzänderung, die in dieser Stadt seit Jahrzehnten umgesetzt wurde", erklärte Wiens Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Dienstag vor Journalisten. Pünktlich mit Schulbeginn am 1. September sollen "deutliche Änderungen" im Netz der Wiener Linien in Kraft treten – jeder dritte der täglich 2,6 Millionen Fahrgäste soll davon betroffen sein.

Foto: Wiener Linien

Knapp 40 der rund 5.400 Haltestellen bekommen zudem ab 2. September einen neuen Namen. Ziel sei es, die Haltestellennamen zu vereinheitlichen, zu kürzen und die Ortsangabe klarer zu machen und damit die Orientierung zu erleichtern. Die Haltestelle "Dr.-Karl-Renner-Ring" wird deshalb künftig "Ring, Volkstheater U" heißen, "Stadiongasse, Parlament" wird auf "Parlament" gekürzt, und die Haltestelle "Dornbach, Güpferlingstraße" heißt ab September nur noch "Dornbach". "Die Internetsuche wird immer wichtiger", sagt Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien. Derzeit trägt eine Haltestelle je nach Linie unterschiedliche Namen. So wird die Kennedybrücke von den Straßenbahnen angefahren, bei der U-Bahn ist es Hietzing. Das sei – auch für Touristen, die eine Haltestelle suchen – oft verwirrend.

U2 fährt öfter

Die Linie U2 wird künftig von Montag bis Freitag in der "Morgenspitze" mit jedem Zug in die Seestadt fahren, sagte Sima. Von Betriebsbeginn bis etwa 8.30 Uhr soll so eine "schnellere Anbindung" für das Stadtentwicklungsgebiet gesichert sein. Derzeit fährt ganztägig nur jeder zweite Zug bis zur Endstation im Osten.

Ab Herbst soll so das Intervall unter vier Minuten liegen. "Wir fahren einen bedarfsorientierten Fahrplan und sind nicht strikt durchgetaktet", sagt Steinbauer. Der Bedarf am Morgen – für den Weg in die Schule und in die Arbeit – sei nun so hoch, dass eine kürzere Taktung notwendig sei. Die "Rushhour" am Nachmittag bedürfe aber derzeit noch keiner Aufstockung der Züge.

U1 nach Oberlaa

Die Linie U1 eröffnet am 2. September den neuen Streckenabschnitt von 4,6 zusätzlichen Kilometern vom Reumannplatz bis Oberlaa. Fünf neue Stationen werden angefahren: Troststraße, Altes Landgut, Alaudagasse, Neulaa und Oberlaa. In der Früh fährt die U1 von Leopoldau bis Alaudagasse planmäßig alle 2,5 Minuten, im Bereich Alaudagasse bis Oberlaa wird dann alle fünf Minuten ein Zug fahren. Tagsüber liegt der Schnitt bei drei bis vier Minuten beziehungsweise bei 7,5 Minuten. In 15 Minuten soll man es so von der neuen Endstation bis zum Stephansplatz schaffen. Die Straßenbahnlinie 67 wird ab September nur noch vom Otto-Probst-Platz bis zum Reumannplatz fahren.

"Die U1 wird damit mit 19,2 Kilometern wieder zur längsten U-Bahn Wiens", sagt Steinbauer. Kurze Zeit war die rote Strecke von der U2 abgelöst worden. Seit 2012 baute man an der Verlängerung nach Oberlaa, der Kosten- und Zeitrahmen wurde "ganz genau eingehalten", so Steinbauer.

Neues Busnetz für Favoriten

Die neue U1-Station Alaudagasse soll zum "Knotenpunkt für fünf Buslinien" werden. Änderungen wird es bei insgesamt 14 Buslinien geben, die nun neue U-Bahn-Stationen anfahren können. Die Betriebszeiten vieler Linien sollen so ausgeweitet werden, dass man die erste und letzte U1 erwischen kann.

Grafik: Wiener Linien

In Inzersdorf sollen die Industriegebiete an U1 und U6 angeschlossen werden. 15A und 16A sollen als Querverbindungen zwischen den beiden Linien dienen.

Bimwechsel auf Kennedybrücke

Die Straßenbahnlinie 60 wird bis zum Westbahnhof verlängert, die Linie 10 nach Unter St. Veit – jeweils ab Hietzing ersetzen sie damit die Linie 58. "Ja das Symbol 58er wird eingestellt, aber die Linie wird weiter bespielt", sagt Steinbauer. Die Verlängerung der Linie 10 soll Fahrgästen aus Unter St. Veit die Anbindung an die U4 und die U3 sichern.

Routenwechsel am Johann-Nepomuk-Berger-Platz

Ihre Streckenäste tauschen die Linien 2 und 44 ab 2. September am Johann-Nepomuk-Berger-Platz: Die Linie 2 wechselt künftig vom Friedrich-Engels-Platz kommend ab dem Platz vor der Ottakringer Brauerei auf die bisherige 44er-Route nach Dornbach. Die Linie 44 fährt vom Schottentor kommend über den Johann-Nepomuk-Berger-Platz die Strecke der Linie 2 bis Ottakring. Bis zu 20.000 Fahrgäste profitieren von neuen Direktverbindungen und zusätzlichen Zielen.

Grafik: Wiener Linien

Kritik von Neos

Als "rein kosmetischen Eingriff" bezeichnete der Stadtplanungssprecher der Wiener Neos, Stefan Gara, die Öffi-Änderungen. Die Intervallverdichtung auf einer bestehenden Strecke und die Umbenennung von Stationen könnten die grundlegenden Probleme nicht lösen." Die "wirklichen Probleme im öffentlichen Verkehr" seien eine "ordentliche Anbindung der Stadterweiterungsgebiete", die weiterhin "nicht ernsthaft angegangen" werde. (Oona Kroisleitner, 11.7.2017)