Spaß und Erholung im Sommer sollte für alle Kinder möglich sein.

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Wien – Die Kinderbetreuung während der neun Wochen dauernden Sommerferien stellt für viele Familien ein Problem dar. Wenn Eltern vermeiden wollen, dass ihre Kinder allein zuhause bleiben müssen, stehen sie oftmals vor einer großen finanziellen Herausforderung. Denn Kinderbetreuung im Sommer kostet. Wie bei einer Pressekonferenz der Kinderfreunde und der Volkshilfe am Dienstag thematisiert wurde, sind vergünstigte oder kostenlose Angebote in der Kinderbetreuung durch Hilfsorganisationen gerade für einkommensschwache Familien unverzichtbar.

Kinder leiden besonders unter Armut

In vielen Fällen leben sozial schlechtergestellte Familien in überbelegten, schlecht oder nichtbeheizbaren Wohnungen und sind von Umweltfaktoren wie Lärm oder Schimmel betroffen. Für Kinder ist das besonders belastend, oft können sie deshalb keine Freunde einladen und haben keinen ruhigen Platz zum Lernen. Zusätzlich sind sie zudem von vielen sozialen Aktivitäten, wie beispielsweise Vereinen mit Mitgliedsbeitrag, ausgeschlossen. Das zeigt ein Bericht der Volkshilfe über Kinderarmut in Österreich.

Neben diesen unmittelbaren Folgen kann es bei armen oder armutsgefährdeten Kindern auch zu langfristigen, gesundheitlichen Schäden kommen, wie die Kinderarmutsforschung schon länger nachweist.

Urlaub am Bauernhof

Die Erholung, zum Beispiel durch Ausflüge in die Natur, ist daher für Kinder aus ärmeren Verhältnissen besonders wichtig und eine der Gründungsideen der Kinderfreunde. Der Verein will damit einen Ausgleich für die betroffenen Kinder schaffen. Diese Angebote werden stetig ausgebaut und ermöglichen mittlerweile neben Ferienbetreuung und Sommerakademien auch Urlaubswochen auf Bauernhöfen oder in Jugendgasthäusern. Auch für Kinder und Jugendliche mit Behinderung gibt es Sommercamps und Ferienbetreuung mit abwechslungsreichem Programm.

Weniger Geld für Betreuung

In den vergangenen Jahren ist die staatliche Unterstützung laut Volkshilfe und Kinderfreunde für diverse Projekte jedoch zurückgegangen. Da sich die Zuständigkeit auf viele verschiedene Stellen innerhalb der Bundesländer aufteilt, ist eine einheitliche Erhebung für ganz Österreich nur schwer möglich. Laut Bundesgeschäftsführer der Kinderfreunde, Daniel Bohmann, finden aber fast überall Einsparungen statt. Dabei werde nicht nur die Unterstützung für Erholungsurlaube ersatzlos gestrichen, sondern teilweise auch Gelder der Gratisferienbetreuung für einkommensschwache Familien. Das führe dazu, "dass gerade die Kinder, die es am nötigsten haben, auf der Strecke bleiben."

1,2 Millionen in Österreich armutsgefährdet

Aktuell sind zirka 14 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher armutsgefährdet. Das sind in etwa 1,2 Millionen Menschen. Man spricht dabei von relativer Armut, im Gegensatz zur absoluten Armut, bei der die Existenz in keiner Form gesichert ist, wie das beispielsweise für Menschen in den Krisenregionen in Teilen Afrikas der Fall ist.

Relative Armut bedeutet, dass man weniger als 60 Prozent des in einem Land üblichen mittleren Pro-Kopf-Einkommens zur Verfügung hat. In Österreich liegt die Armutsgefährdungsschwelle für eine vierköpfige Familie (zwei Erwachsene und zwei Kinder) laut den Zahlen der EU bei 2.488 Euro monatlich.

Recht auf Erholung

Die Kinderfreunde und die Volkshilfe befürchten, dass Urlaub und Erholung immer mehr zu einem Privileg für wohlhabende Familien wird. Sie fordern auch weiterhin Zugang zu Erholungsangeboten für Kinder aller sozialen Schichten und berufen sich dabei auf das Recht auf aktive Erholung und Freizeitbeschäftigung, verankert in der UN-Kinderrechtskonvention. Die jüngsten Kürzungen der Unterstützung durch die öffentliche Hand stehen für sie im Widerspruch mit diesem Grundrecht. (jvs, 11.7.2017)