Zürich – Einem anderen Menschen Gutes zu tun, erfüllt viele mit einem wohligen Gefühl. Die Verhaltensökonomen sagen dazu "warm glow". Was dabei auf der neuronalen Ebene passiert, und welche Gehirnareale für diesen Effekt zusammenspielen, haben nun Forscher vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich untersucht.

Die Wissenschafter führten dazu ein Experiment durch: Zunächst wurde 50 Probanden 25 Franken (23 Euro) zugesprochen, die sie in den nächsten Wochen erhalten würden und ausgeben sollten. Die eine Hälfte der Probanden – die Experimentalgruppe – verpflichtete sich, das Geld für eine ihnen bekannte Person auszugeben, die andere Hälfte verpflichtete sich, das Geld für sich selbst auszugeben (Kontrollgruppe). Das habe ausgereicht, um die Gehirne der Probanden in gewisser Weise auf großzügig oder eben weniger großzügig zu polen, sagen die Studienautoren.

Allein der Vorsatz bewirkt neuronale Veränderungen

Das Geld gesehen haben die Probanden nie, denn direkt im Anschluss an ihr Versprechen wurden sie gebeten, an einer weiteren Untersuchung teilzunehmen. Sie sollten Entscheidungen fällen, bei denen Großzügigkeit wiederum eine Rolle spielte. Die Forscher beobachteten dabei ihre Hirnaktivität mit einem fMRT-Gerät.

Konkret mussten alle Probanden eine Reihe von Entscheidungen zu großzügigem Verhalten treffen, bei denen sie einer ihnen nahestehenden Person ein Geldgeschenk machen konnten. Die Größe dieses Geschenks und sein Preis variierte: Sie konnten etwa der Person fünf Franken zukommen lassen und dafür zwei Franken bezahlen – oder zwanzig Franken und dafür fünfzehn bezahlen.

Das Ergebnis: Bereits ein bisschen Großzügigkeit macht glücklich. "Man braucht nicht gleich aufopfernd selbstlos zu werden, um sich glücklicher zu fühlen", sagt Studienleiter Philippe Tobler. Die Forscher konnten demnach feststellen, dass Menschen aus der Gruppe der zuvor auf großzügig gepolten Probanden auch in diesem Experiment großzügigere Entscheidungen trafen. Nach der Aufgabe gaben sie zudem an, glücklicher zu sein als die Korntrollgruppe. "Wir konnten somit bestätigen, dass es einen Zusammenhang zwischen generösem Verhalten und Glücksgefühlen gibt", so die Wissenschafter.

Wo das Glück sitzt

Demnach konnten die Forscher bei den Probanden aus der großzügigen Gruppe eine erhöhte Aktivität im temporo-parietalen Übergang, einem bestimmten Gehirnareal, feststellen. Das sei eine Gehirnstruktur, die schon häufig mit großzügigem Verhalten in Zusammenhang gebracht worden sei, betonen die Forscher. Zudem veränderte sich der Studie zufolge die Verbindung dieses Areals mit dem sogenannten ventralen Striatum. Dieser Hirnbereich sorge dann für das wohlige Glücksgefühl. (red, APA, 12.7.2017)