Zwölf Jahre spielte der TSV 1860 München in der ungeliebten Allianz-Arena.

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München – Um das Spiel, also Fußball an sich, geht es beim steil gefallenen TSV 1860 München schon lange nicht mehr. Und so wurde vor dem Saisonstart der Löwen am Donnerstag in der Regionalliga Bayern beim FC Memmingen wieder einmal gestritten, zwischen dem Verein und Investor Hasan Ismaik. Immerhin: Gerade noch rechtzeitig vor dem Auftakt wurde die drohende Insolvenz abgewendet.

1860 einigte sich am späten Dienstagabend mit dem jordanischen Unternehmer auf eine Stundung eines Darlehens in Höhe von rund acht Millionen Euro. Ein knappes OK vermeldete Ismaik per Whatsapp. Ein knappes OK, mit dem der Verein eine positive Fortführungsprognose stellen kann, die Zahlungsunfähigkeit und ein Neun-Punkte-Abzug zum Auftakt der Regionalliga-Saison standen im Raum.

Das bleibende Budget-Loch

Im Zitat: "Nach intensiven Verhandlungen wurden alle Voraussetzungen für einen Neustart der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA in der Regionalliga Bayern geschaffen", teilte der krisengeplagte Klub mit. Laut "Süddeutscher Zeitung" klafft bei der KGaA dennoch weiter ein Etatloch in Höhe von zwei Millionen Euro, für das Ismaik angeblich nicht aufkommen will. Außerdem soll er vergeblich den Rücktritt von Verwaltungsratmitglied Robert von Bennigsen und Fußballabteilungsleiter Roman Beer gefordert haben.

Allerdings erfüllte der Verein laut SZ eine frühere Forderung des Investors, der nach dem Zweitliga-Abstieg Millionen-Zuschüsse verweigert und damit den Absturz in die Regionalliga in Kauf genommen hatte: Geplant sein soll eine "Änderung der Satzung der KGaA durch Einführung eines Katalogs von Maßnahmen und Geschäften der KGaA, die der vorherigen Zustimmung des Aufsichtsrats der KGaA bedürfen". In diesem Aufsichtsrat hat Ismaik eine Mehrheit. Ein Kompromiss im Rosenkrieg sieht anders aus.

Ausbruch aus dem Löwen-Käfig

Durch Ismaiks Unterschrift, der seit seinem Einstieg bei den Münchnern zwischen 60 und 70 Millionen Euro in Klub und Mannschaft gepumpt hat, ist jedenfalls der Weg für den Umzug von der Allianz Arena ins Grünwalder Stadion frei. Auch der Vertrag mit einem neuem Hauptsponsor und weiteren Gönnern war von Ismaiks Gnaden abhängig.

Der FC Bayern bestätigte am Mittwoch, dass der Auszug der Löwen aus der Arena, die einst unter der Voraussetzung gebaut wurde, dass beide Klubs dort einziehen und spielen, beschlossene Sache sei. Bemerkenswerter Nebensatz: "Eine spätere Rückkehr ist ausgeschlossen." Das ist für die die Löwen insofern ungünstig, denn sollte der Wiederaufstieg in die zweite Liga gelingen, bräuchte 1860 ein ligataugliches Stadion.

Die Blaskapelle kann anrücken

Bereits Anfang Juli hatte Bayern Präsident Uli Hoeneß zum bevorstehenden Auszug der Sechziger angekündigt: "Wir haben immer gesagt, dass wir die Blaskapelle dafür bestellen, und die ist bereits im Anmarsch". Nun kann sie endgültig anrücken.

Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat unterdessen scharfe Kritik an dem langjährigen Stadionpartner geäußert. Rummenigge wehrte sich im "Münchner Merkur" (Donnerstag-Ausgabe) insbesondere gegen den Eindruck, dass die Stadionmiete ein Grund für die finanzielle Misere des aktuellen Fußball-Viertligisten sei.

"Die Stadionmiete ist auf einem Niveau, das im unteren Drittel im deutschen Fußball anzusiedeln ist. Clubs wie Hannover 96 zahlen deutlich mehr, auch schon in der 2. Bundesliga", erklärte Rummenigge. Rummenigge betonte, dass eine Rückkehr für die "Löwen" ausgeschlossen sei. "Ein für alle Mal. Mit dem Auszug gibt es keine Rückkehr mehr. In diesem Stadion spielt bis in alle Ewigkeit ab sofort nur noch der FC Bayern und manchmal noch die Nationalmannschaft. So gesehen ist dieser 12. Juli nun ein guter Tag für unseren Verein, vor allem für unsere Fans", sagte der 61-Jährige.

Nach dem Absturz in die viertklassige Regionalliga kehrt 1860 in das 12.500 Zuschauer fassende Stadion an der Grünwalder Straße im Stadtteil Giesing zurück. Der Vertrag für die 75.000 Zuschauer fassende Arena lief ursprünglich unabhängig von der Ligazugehörigkeit noch bis 2025. (sid, vet, 12.7.2017)