Vor allem der stationäre Bereich ist ein Kostentreiber, haben Gesundheitsökonomen ermittelt.

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Medikamente kosten Geld. Viel Geld. Prognosen zufolge werden die weltweiten Ausgaben für verschreibungspflichtige Arzneimittel bis zum Jahr 2021 etwa 1,4 Billionen Euro ausmachen. An dieser Praxis regt sich zunehmend Kritik. Besonders was die Kosten am Lebensende betrifft. Zu teuer seien etwa Krebsmedikamente, die das Leben nur um ein paar Wochen verlängern. Für präventive Maßnahmen werde hingegen zu wenig investiert, monieren Gesundheitsökonomen.

Wissenschafter vom Institut für Gesundheitsökonomik der Universität Duisburg-Essen haben nun in einer internationalen Studie die Behandlungskosten im letzten Lebensjahr erhoben. Ihr Fazit: Sie sind nicht so hoch wie vermutet.

In der Untersuchung wurden Daten zur Alterspflege und Gesundheitsversorgung aus Deutschland, Dänemark, England, Frankreich, den Niederlanden, den USA, Taiwan, Frankreich, Japan sowie der kanadischen Provinz Quebec verglichen.

Ambulanten Bereich und Alterspflege ausbauen

"Tatsächlich steigen die Kosten am Ende des Lebens, weil sich dann beispielsweise teure Krankenhausaufenthalte häufen", sagt Studienleiter Martin Karlsson. Dennoch sind sie im letzten Lebensjahr niedriger als angenommen. "Sie entsprechen in allen von uns berücksichtigten Ländern zwischen 8,5 und 11,2 Prozent der Gesamtausgaben." Dabei spielt es keine Rolle, ob das Gesundheitssystem überwiegend aus Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen oder privaten Quellen finanziert wird, betonen die Forscher.

Was die Wissenschafter noch eruiert haben: In Deutschland beläuft sich die Krankenversorgung im letzten Lebensjahr auf durchschnittlich knapp 45.000 Euro. Deutlich höher liegt sie in den Vereinigten Staaten mit rund 70.000 Euro, den Niederlanden und Dänemark (je 52.000 Euro).

"In Deutschland treiben Klinikaufenthalte die Kosten in die Höhe, über 20 Prozent der deutschen Krankenhauskosten entfallen auf Menschen, die binnen eines Jahres sterben – in den Niederlanden sind es weniger als neun Prozent", erklärt Karlsson. Der Experte hält es daher für überlegenswert, den ambulanten Bereich und die Alterspflege auszubauen. Dadurch könnte der kostenintensive stationäre Bereich entlastet werden. (red, 14.7.2017)