Nach fünf Jahren als Vizebürgermeisterin von der Basis abgewählt: Sonja Pitscheider ist von ihrer Partei enttäuscht.

Foto: Innsbrucker Grüne

Innsbruck – Die grüne Innsbrucker Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider ist von ihrer Partei enttäuscht. Am 28. Mai wählte die Bezirksversammlung der Innsbrucker Grünen sie nach fünf Jahren Regierungsarbeit nicht erneut zur Spitzenkandidatin für die Gemeinderatswahl 2018. Überraschende 74 Prozent der Delegierten gaben dem Nationalratsabgeordneten Georg Willi den Vorzug. Er soll die erste Landeshauptstadt für die Grünen erobern, die Chancen dafür stehen nicht schlecht.

Pitscheider war somit bereits zum "Opfer" grüner Basisdemokratie geworden, noch bevor die Diskussionen über Peter Pilz losgingen. Obwohl sie alle Gemeinderäte bis auf einen hinter sich wusste, entschied die Basis gegen sie. Auch in Innsbruck wurde vor der Abstimmung parteiintern von ihren Gegnern mobilisiert. Die Zahl der Parteimitglieder ist in den Monaten vor der Abstimmung um ein Viertel gestiegen.

Mobilisierungs- statt Basisdemokratie

Mit einem Votum der Parteibasis habe das nicht mehr zu tun, sagt die demontierte Vizebürgermeisterin: "Das ist nicht das, was ich unter Basisdemokratie verstehe. Für mich ist das Mobilisierungsdemokratie." Was derzeit mit den Grünen passiert, verfolgt Pitscheider nur mehr als Beobachterin: "Ich fühle mich von der Partei entfremdet." Zur Führung, sprich der Tiroler Bundessprecherin Ingrid Felipe, habe sie derzeit keinen Kontakt, weil ihre Zeitressourcen an die Gemeinderatsarbeit gebunden seien.

Wer Pitscheiders Social-Media-Aktivitäten verfolgt, erkennt deutliche Sympathien für Schicksalsgenossen wie Peter Pilz und den ebenfalls von der Basis geschassten Agrarsprecher Wolfgang Pirklhuber. Ob sie für eine Liste Pilz zur Verfügung stehen würde, hält sie sich offen: "Darüber habe ich noch nicht nachgedacht." Doch bald steht auch im Innsbrucker Rathaus die Sommerpause an, und Pitscheider wird Zeit haben, sich diese Gedanken zu machen. (Steffen Arora, 12.7.2017)