An US-Privatunis werden jährlich private Gelder von bis zu einer Milliarde Dollar aufgestellt. Auch in Österreich soll Fundraising an Unis zukünftig eine größere Rolle spielen. Einige prominente Beispiele gibt es bereits.

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Hochschulmanager werden künftig einen Gutteil ihrer Zeit im Verkauf verbringen. Müssen. Vielleicht nicht ganz so intensiv – unterstützt von Hundertschaften professioneller Fundraiser – wie die Chefs der US-Privatunis, die jährlich private Gelder von bis zu einer Milliarde Dollar einwerben. Aber immerhin: Science-Fundraising beginnt nun, nach steuerlichen Erleichterungen bei der Absetzbarkeit solcher Zuwendungen und Gründungserleichterungen für gemeinnützige Stiftungen nebst chronischer Finanznot in den Forschungsfinanzierungen, auch in Österreich zu keimen.

Einige namhaftere Beispiele bisher sind 70 Millionen aus den wohltätigen Kassen von Dietrich Mateschitz für die Paracelsus-Uni, einige Dutzend Millionen Euro aus der Horten-Stiftung für Ausstattung im medizinischen Bereich und mittlerweile fast 19 Millionen für das IST in Maria Gugging. Aktuell hat die Medizinische Universität Wien eine große Kampagne (bis zu 60 Millionen Euro) laufen. An den Hochschulen selbst wird gerade professionelles Fundraising etabliert, nach einjähriger Ausarbeitung ist nun auch ein Code of Conduct fertig, der Empfehlungen, ethische Regeln für Geldannahme, Mittelverwendung und Begrenzung der Mitsprache der Philanthropen beinhaltet. Veranlagungsvorschriften gibt es nicht.

Ausbildung zum Fundraiser

Werden Forschung und Bildung in Österreich bald einen neuen Finanzierungsmix haben? Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising-Verbandes und eine treibende Kraft der Etablierung und Professionalisierung solcher Geldanwerbungen, ist davon überzeugt. In drei Jahren werde der derzeit bei rund 30 bis 40 Millionen Euro liegende Beitrag philanthropischer Zuwendungen in den Forschungsbereich "locker" verdoppelt sein. Derzeit schon recht gut laufendes Sponsoring von Unternehmen, wie etwa die Finanzierung der Magna-Halle der TU Wien, sind da noch nicht eingerechnet. Diese Finanzierungen wachsen aber ebenso, auch aus der Not der Firmen, die Angel an den Unis möglichst gut und früh auszuwerfen. Das soll auch eine neue Berufsausbildung, den akademischen Fundraiser, hervorbringen. Derzeit dient entweder das Wifi-Kolleg als professionelle Ausbildung, oder es müsse im Ausland rekrutiert werden.

Vermögen, sagt Lutschinger, gebe es genug. Er zitiert 1.400 Milliarden Euro Privatvermögen bei zusammen 40 Euro-Milliardären und 120.000 Euro-Millionären in Österreich.

"Forschung gibt man nicht in Auftrag"

Michael Kaiser, einst Chef des Verkaufsteams Karriere, Immobilien und Automobil beim STANDARD, jetzt Leiter des Fundraising & Sponsoring der TU Wien: "Fundraising hat viel mit Verkaufen zu tun. Das Schöne an dem Job: Das Produkt ist gut, niemand sagt da: Das brauchen wir nicht oder das interessiert uns überhaupt nicht." Kaiser ist im Rektorat angesiedelt – bei einer Rektorin (Sabine Seidler), die mit den Bedenken wegen möglicher grenzüberschreitender Einflussnahme der Donatoren sehr selbstbewusst umgeht: "Forschung gibt man nicht in Auftrag wie eine Studie. Es sollen Forschungsfragen an die Universität herangetragen werden, aus denen man Projekte entwickeln kann."

Ein wichtiger Beitrag auf dem Weg Österreichs in höhere Ränge der "Innovation-Leaders", so Lutschinger. Er erwartet als Verbandschef natürlich auch neue Geldquellen für soziale Innovation und für die Kultur. (Karin Bauer, 17.7.2017)