Dominik Thalhammer ist seit 2011 Trainer des österreichischen Frauenfußball-Nationalteams.

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Wien – Es ist viel passiert. Kontinuierlich hat sich Österreichs Frauenfußball-Team in den vergangenen Jahren verbessert. Die erstmalige Qualifikation für eine Europameisterschaft ist die logische Folge dieser Arbeit. Natürlich hat Erfolg immer mehrere Väter und Mütter. Aber Dominik Thalhammer kommt eine sehr tragende Rolle auf diesem Weg nach oben zu.

2011 übernahm der 46-Jährige das Teamchef-Amt vom verstorbenen Ernst Weber. Im selben Jahr wurde das Nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten gegründet. Die erste Schule nur für Fußballerinnen war und ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Thalhammer leitete die Akademie für 14- bis 19-Jährige von der Gründung bis 2016.

Nicole Billa und Sophie Maierhofer waren die ersten beiden Absolventinnen, die es von der Akademie ins A-Team schafften. Sie sind längst nicht mehr die Einzigen. Die 21-jährige Billa hat es zu einer fixen Größe im Team gebracht. Die Tirolerin debütierte bereits 17-jährig im Team, hat es mittlerweile auf 30 Einsätze und 13 Tore gebracht. Seit 2015 spielt sie bei 1899 Hoffenheim in Deutschland, dem Land des amtierenden Olympiasiegers und Europameisters.

Zahlreiche Legionärinnen

Österreichs komplette Startformation besteht aus Deutschland-Legionärinnen. Dass die Besten des Landes den Weg ins Ausland suchen, ist kein Wunder. Die österreichische Meisterschaft kann mit der Entwicklung auf Nationalteamebene nicht ansatzweise Schritt halten. Zu verdienen gibt es hierzulande maximal besseres Taschengeld. Profifußball? Fehlanzeige.

Österreichs Fußballfrauen haben viele Schritte nach vorne gemacht. Mit der EM-Teilnahme wurde ein großes Ziel erreicht.
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Die Liga führt ein Mauerblümchendasein. Einen Ligasponsor gibt es nicht. Auch Vereine tun sich schwer, Geldgeber zu finden. Aktuell steckt etwa Rekordmeister SV Neulengbach in finanziellen Nöten. Praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit dominiert das Team von SKN St. Pölten seit drei Jahren die Meisterschaft. Mediale Berichterstattung findet kaum statt.

Anders als in anderen Ländern leisten sich hierzulande die großen Männerklubs wie Rapid Wien oder Red Bull Salzburg keine Frauen-Abteilungen. Von den Klubs der obersten Liga bei den Männern haben einzig St. Pölten und Sturm Graz eine Frauenabteilung. Austria Wien kooperiert seit 2015 mit dem Frauen-Verein USC Landhaus. Die Austria kündigte an, in einigen Jahren ein eigenes Team in der Frauen-Bundesliga stellen zu wollen.

Bemerkenswerter Erfolgslauf

Der Erfolgslauf der Nationalteams ist also durchaus bemerkenswert. 2013 qualifizierte sich die U17-Auwahl für die EM. Im Vorjahr sicherte sich die U19-Auswahl das EM-Ticket. Das A-Team war schon knapp dran, sich für die WM 2015 und die EM 2013 zu qualifizieren. Nun, bei der EM in den Niederlanden, darf es erstmals bei einer großen Meisterschaft mitspielen. Die Aufstockung auf 16 Teams half natürlich. In der Weltrangliste liegt das ÖFB-Team auf Position 24, in Europa ist man die Nummer 14.

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Die meisten der Teamspielerinnen spielen schon seit einigen Jahren zusammen. Man kennt sich also. Und man mag sich. Spricht man mit Spielerinnen, erzählen sie immer wieder vom besonders guten Teamgeist. Der Euro-Teamkader weist ein Durchschnittsalter von 23,2 Jahren auf, womit Österreich das jüngste Team bei der EM stellt.

Burger traf öfter als Polster

Die Älteste in der Startformation ist Nina Burger. Die 29-jährige Stürmerin vom SC Sand (Deutschland) ist mit 87 Teameinsätzen Rekordnationalspielerin. Und mit 47 Treffern Rekordteamtorschützin. Damit hat Burger sogar um drei Tore mehr erzielt als ihr männliches Pendant Toni Polster.

Das Toreschießen ist dennoch nicht die große Stärke der Österreicherinnen. An der Chancenauswertung hapert es hie und da. Gut klappt hingegen das Pressing. Und was die Spielsysteme betrifft, können Gegner schon einmal verwirrt werden. So wird aus einem 5-3-2 schon einmal ein 3-5-2. 4-3-3 und 4-4-2 sind ebenso gut erprobt.

Zum Auftakt trifft Österreich am Dienstag auf die Schweiz. Teamchef Thalhammer sagt: "Ich glaube nicht, dass die Schweizerinnen wissen, wie wir gegen sie spielen werden."

Jedenfalls ist das ÖFB-Team klarer Außenseiter in Gruppe C. Frankreich ist Gruppenfavorit. Zum Abschluss geht es gegen die Isländerinnen. Das Erreichen des Viertelfinales (nur die besten zwei kommen weiter) wäre eine Sensation. Aber überrascht hat das Team von Dominik Thalhammer schon öfter. (Birgit Riezinger, 15.7.2017)