Tausende Wanderer verlassen sich auf die Markierung von Wegen in den Bergen. Wie hier auf der Rax muss ständig erneuert werden. Freiwillige Helfer tragen schwere Pflöcke in Rucksäcken hinauf.

Foto: Christian Hlinak

Rax/Wien – Wer an einem klaren Tag auf der Heukuppe steht, der mit 2007 Metern höchsten Erhebung der Rax, und ergriffen den Blick bis zu den Eisfeldern des Dachsteins schweifen lässt, hat meistens schon einen stundenlangen Anmarsch über Wiesen, Geröll und Felsen hinter sich. Ohne Markierungen, Wege und Steige undenkbar. Zehntausende Wanderer und Bergsteiger verlassen sich drauf und sind auf die Instandhaltung der Infrastruktur angewiesen. Aber in den Bergen gibt es keine Alpinasfinag sondern nur ehrenamtliche und freiwillige Helfer.

Alpenverein und Naturfreunde haben dieser Tage erstmals ein gemeinsames Team ins niederösterreichisch-steirische Rax- und Schneeberggebiet geschickt, um dort sanierungsbedürftige Wege instand zu setzen, Markierungen zu kontrollieren und gegebenenfalls neue Pflöcke zu setzen. Unter den 18 Freiwilligen waren auch Vertreter der Bergrettung, der Wiener Forstbetriebe sowie zwei Asylwerber aus Afghanistan.

Wegehalter haften

Bei größeren Schäden, die nicht sofort behoben werden können, werden Wegehalter informiert, Warnschilder angebracht und Wege möglicherweise gesperrt. Nach österreichischem Recht haftet ein Wegehalter bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz. 100-prozentige Sicherheit und zu jeder Zeit makellose Wege können aber im Gebirge nie garantiert werden, jedes Unwetter kann schnell für vermurte Wege sorgen.

Auch eine Art Belohnung für die ehrenamtlichen Helfer: Spektakuläre Ansichten wie hier die Gewitterstimmung auf der Heukuppe der Rax.
Foto: Christian Hlinak

Gleich nach der Schneeschmelze begutachten jedes Jahr Wegewarte die Routen und leiten notwendige Aufräumarbeiten ein, für die Freiwillige ihre Freizeit opfern. Alpenverein und die Naturfreunde betreuen österreichweit gemeinsam rund 40.000 Kilometer Wanderwege. Angaben zur Dauer einer Tour basieren übrigens auf der gängigen Annahme, dass Wanderer pro Stunde 300 Höhenmeter im Aufstieg, 500 Höhenmeter im Abstieg und vier Kilometer horizontal zurücklegen.

22 Verirrte geborgen

Wandern und Klettern boomen. Laut diversen Umfragen geht ein Viertel der Bevölkerung regelmäßig in die Berge. "Gut betreute und markierte Wege sind eine tragende Säule des Sommertourismus, sie erhöhen die Sicherheit und verringern Such- und Bergungseinsätzen", so Naturfreunde-Chef Günter Abraham.

Im Vorjahr verzeichnete die Bergrettung Niederösterreich/Wien 601 Einsätze. 281 davon betrafen Pistenunfälle, 108 Unfälle ereigneten sich auf markierten Wanderwegen, bei 20 Sucheinsätzen konnten 22 verirrte Personen geborgen werden. Da es immer mehr Menschen in die Berge ziehe, bedürfe es entsprechender Initiativen, um die Besucherströme zu lenken", sagt Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Alpenverein.

Dem Wiener Forstdirektor Andreas Januskovecz ist noch ein Aspekt wichtig: "Die Magistratsabteilung 49 sichert mit der Bewirtschaftung der Quellenschutzgebiete im Rax-, Schneeberg- und Hochschwabgebiet das Trinkwasser für Wien. Daher ist es sehr wichtig, dass die Wanderwege in einwandfreiem Zustand sind, damit Wanderer keine Abkürzungen durch Schutzgebiete nehmen." (Michael Simoner, 17.7.2017)