Bildmotiv des Plakates der Ausstellung "Deutsche Heimarbeit" (1905): ein Selbstbildnis Käthe Kollwitz'.

Leopold Museum, Wien / Manfred Thumberger

Wien – Wie wurden Frauen in der Kunst zwischen Biedermeier und früher Moderne dargestellt? Und welche Kunst schufen Frauen in dieser Zeit? Diese Fragen bilden den Aufhänger der Ausstellung "Frauenbilder" im Leopold-Museum. Ob man darin die sogenannte ganze Wahrheit erfährt, bleibe insofern dahingestellt, als es sich um eine Sammlungspräsentation handelt. Jedenfalls aber bekommt man einen guten Überblick, wenn man sich hier anhand von allerhand Bildern allerhand Fragen stellen darf.

Zum Beispiel: Wie viel Individualität wird der Dargestellten zugestanden? Hier, in dieser mythologisch-verklärenden Darstellung einer "Medea" von Anselm von Feuerbach von 1873 oder dort, im "Bildnis Isabella Reisser" von Anton Romako aus dem Jahr 1885. Denn ja, natürlich, wer sehen will, wie Frauen sich ihr Bild von der Weiblichkeit selbst machen, der muss nach nebenan ins Mumok gehen, zur "Feministischen Avantgarde". Im 19. Jahrhundert waren es vor allem Männer, die Frauenbilder malten bzw. in Auftrag gaben.

Mütter und Bäuerinnen

Und so widmen sich zwei Drittel der Schau Bildern, für die Herren den Pinsel schwangen. Geordnet sind sie nach Kapiteln wie "Mutter-Kind-Darstellungen", "Porträts" oder "Lebenswelten der Frau". Hier gibt es Gelegenheit, ein Bäuerinnenbild Ferdinand Georg Waldmüllers mit einem von Ferdinand Andri zu vergleichen. Waldmüllers Bäurin, eine Kuh melkend, wendet Betrachtern den Rücken zu, es steht ihre Tätigkeit im Vordergrund. Andris Sennerin, abgebildet vor malerischem Almenhintergrund, ist frontal zu sehen, ihre Individualität aber insofern infrage gestellt, als Andri sein Sujet religiös verklärt.

Und nach einem Kapitel über den weiblichen Akt zeigt die Schau dann Bilder aus der Hand von Frauen. Zu sehen sind Landschaften Tina Blaus oder ein Akt Helene Funkes – und viele weitere Künstlerinnen, die sich trotz einer widrigen Ausbildungssituation im Kunstbetrieb behaupteten. Wiewohl 1897 die Kunstschule für Frauen und Mädchen gegründet wurde und 1900 die Wiener Kunstgewerbeschule, so stand das Studium an der Wiener Akademie Frauen erst ab 1920 offen.

Nur unter Maltern der Männer ("Unerhörte Pupperlwirtschaft!") kamen auch jene Künstlerinnen allmählich zu Erfolg, die ab 1903 an der Wiener Werkstätte teilhatten. Ihnen widmet sich der letzte Raum der Schau, etwa mit expressiven Keramiken Vally Wiesel-thiers. Zuvor noch geht es jedoch um Vereinigungen weiblicher Künstlerinnen, die um die Jahrhundertwende gegründet wurden, um die Sichtbarkeit und Repräsentation der Frauen zu erhöhen, in Wien etwa die Vereinigung bildender Künstlerinnen (VBKÖ).

Insbesondere beeindrucken hier – wen wundert's – Darstellungen aus der Hand der Künstlerin Käthe Kollwitz, korrespondierendes Mitglied der VBKÖ. Etwa ein Selbstbildnis auf dem Plakat einer Ausstellung über "Deutsche Heimarbeit". An dieser Stelle der Ausstellung gibt es dann auch, was man bisher vermisst hat, nämlich die Darstellung eines Mannes durch eine Frau: Eine Frau und ein Mann bearbeiten einen Acker, sie den Pflug führend, er denselben ziehend. (Roman Gerold, 17.7.2017)