"Frauenfußball, das gibt's?", fragt die Trafikantin, als die Kundin nach Panini-Stickern für das EM-Album fragt. "Ja, gibt's." Wir schreiben 2017. Frauenfußball gibt's schon ziemlich lange. Und genauso lange die entsprechenden Klischees: "Fußball ist nichts für Frauen", "das ist ja kein richtiger Fußball", "die verlieren gegen jede Wirtshaustruppe".

Niemand sagt, dass Frauen besser kicken als Männer. Es liegt in der Natur der Sache, dass Frauen gegenüber Männern körperlich benachteiligt sind. Weshalb auch in kaum einer Sportart die Geschlechter gegeneinander antreten. Aber warum wird Frauenfußball häufig als eigene Sportart definiert? Es ist Fußball. Elf gegen elf, der Rasen ist grün, der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten bzw. so lange, bis die Schiedsrichterin abpfeift. Trotzdem: Spricht man über Fußball, geht man davon aus, dass er von Männern gespielt wird. Also hat sich der Begriff "Frauenfußball" eingebürgert. Ist alleweil besser als "Damenfußball". "Das klingt, als ob sie mit Stöckelschuhen spielen würden", hat einmal ein heimischer Frauenfußballmanager gesagt. Wir schreiben 2017. Frauen spielen Fußball. Männer spielen Fußball. Vielleicht wird irgendwann, wenn es heißt: "Österreich – Ungarn im Fußball", nicht gefragt: "Gegen wen?", sondern: "Frauen oder Männer?" Das wäre eine große Sache.

Die EM 2017, bei der Österreich sein Debüt gibt, kann dem Frauenfußball hierzulande einen Boost verleihen. Wir schreiben 2017. Ein paar Trafikantinnen wissen jetzt, dass Frauen Fußball spielen, dass es eine Europameisterschaft gibt und sogar ein Panini-Album. Und die erwähnte Trafikantin weiß mittlerweile, dass die Sticker in ihrer Trafik erhältlich sind. (Birgit Riezinger, 16.7.2017)