Der österreichische Impfplan empfiehlt die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln, die Kindern kostenfrei verabreicht wird.

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Eine generelle Impfpflicht für Kinder, wie Italiens Regierung sie auf den Weg gebracht hat, ist in Österreich derzeit kein Thema, sehr wohl aber eine Impfverpflichtung für Gesundheitspersonal. Darüber denkt Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) seit März nach. Man prüfe diese und kläre noch offene Fragen, heißt es dazu aktuell aus dem Ministerium – in dieser Legislaturperiode ist dafür nicht mehr viel Zeit.

Etwas weiter ist man bereits beim E-Impfpass. Dieser soll 2018 in Probebetrieb gehen. Bis zur Sitzung der Bundeszielsteuerungskommission Ende des Jahres 2017 sollen Details dazu feststehen. Impfdaten sollen elektronisch gespeichert werden, und der Pass soll an anstehende Auffrischungsimpfungen erinnern können. Das, so hofft man im Gesundheitsministerium, könne helfen, Durchimpfungsraten zu heben.

Rate hochgerechnet

Wie hoch der Anteil Geimpfter in der Bevölkerung ist, weiß man nur in Bezug auf einige wenige Krankheiten. Die Rate wurde für Poliomyelitis und Masern hochgerechnet. Bei Polio liegt die Durchimpfungsrate von Auffrischungsimpfungen im Schulalter gerade einmal bei 60 bis 80 Prozent.

Bezüglich Masern wurde eine Durchimpfungsrate der Zwei- bis Fünfjährigen von 92 Prozent errechnet. Nur wenige würden aber die nötige Auffrischung erhalten. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation läge bei mindestens 95 Prozent. Konkret fehlen laut Hochrechnung auf dieses Ziel aktuell pro Jahr fast 4.500 Kinder, die nicht geimpft sind.

33 Maserntote in Europa

In Europa sind in den vergangenen zwölf Monaten bei Masernausbrüchen 35 Menschen gestorben – 31 davon in Rumänien. In Österreich wurden 2015 noch 309 Masernfälle nachgewiesen – das höchste Niveau seit 2008. 2016 waren es nur 28 Fälle, heuer schon 78.

Eine reibungslose Auffrischung von Impfungen ist aber nicht immer möglich: Der Vierfachimpfstoff gegen Diphterie, Tetanus, Polio und Pertussis ist derzeit laut Apothekerkammer in Österreich nicht lieferbar – ein Problem, das seit Jahren immer wieder auftaucht. Anfang bis Mitte August soll der Impfstoff wieder verfügbar sein. Von diesem Engpass ist das Kinderimpfprogramm bis zum 15. Lebensjahr laut Apothekerkammer aber nicht betroffen, da dafür ein Kontingent gesichert sei.

Drei- statt Vierfachimpfung

Bei Babys wird ohnehin auf die Sechsfachimpfung ausgewichen. Wollen ältere Jugendliche oder Erwachsene die Impfung auffrischen, ist derzeit eine Dreifachimpfung möglich – ohne den Impfstoff gegen Pertussis (Keuchhusten). Dieser ist derzeit laut Apothekerkammer einzeln auch nicht lieferbar. (Gudrun Springer, 18.7.2017)