Einst spektakulär per Fallschirmsprung auf der Google I/O 2012 angekündigt, wandelte sich der Hype um Google Glass in den folgenden Jahren in sein Gegenteil. Die als "Explorer Edition" verkauften Testgeräte erwiesen sich als fehlerbehaftet, den großen Nutzen im privaten Alltag wollte kaum jemand finden und auch als Lifestyle-Gadget ließ sich die Augmented-Reality-Brille nicht so richtig vermarkten. Stattdessen erhielten Träger aus Skepsis vor der integrierten Kamera Lokalverbote und den wenig schmeichelhaften Beinamen "Glassholes".

Vor zwei Jahren endete das Explorer-Programm schließlich offiziell und seitdem war es still um die Datenbrille geworden. Nun hat Google überraschend Version 2.0 vorgestellt, mit der man vieles anders machen will.

Die Google Glass "Enterprise Edition".
Foto: Google X

Neuer Fokus: Unternehmen

Geblieben ist das Grundkonzept. Glass ist noch immer eine Brille mit Microdisplay, auf welchem sich digitale Informationen über die echte Welt legen lassen. Und freilich wurde die darunter liegende Hardware verbessert. Doch der Traum vom "augmentierten Leben", wie man ihn noch in den ersten Werbevideos für den Vorgänger zeigte, ist ausgeträumt. Stattdessen schickte man das Projekt zurück in die "X Labs" von Google und ließ eine neue Vision heranreifen.

Die "Enterprise Edition" richtet sich, wie der Name schon verrät, an Kunden, die die Brille beruflich nutzen wollen. Schon die erste Version wurde von manchen Drittherstellern zu diesem Zwecke adaptiert. Für sie hat Google nun ein Ökosystem geschaffen, um eine möglichst breite Palette an Anwendungen für verschiedene Bereiche mit Glass 2.0 zu ermöglichen.

Höhere Arbeitseffizienz

Einige Anwendungsbeispiele gibt man in einem Blogeintrag, in dem die neue Generation vorgestellt wird. Bei General Electric etwa nutzen Mitarbeiter die Brille zur Anzeige von Tutorialvideos, um den darin gezeigten Arbeitsschritten direkt folgen können. Seit der Einführung sollen weniger Schwierigkeiten bei wichtigen Fertigkeitsschritten auftreten, zudem sei die Effizienz der Mechaniker um acht bis zwölf Prozent gestiegen.

Bei DHL erhalten Mitarbeiter wiederum in Echtzeit Informationen und grafische Anweisung zur Platzierung der einzelnen Pakete, was die Abwicklung des Versandes beschleunigt. Auch das Unternehmen Koni setzt auf Google Glass.

originalKONI

Flotter, komfortabler, längere Akkulaufzeit

Getestet wurde auch bei rund 50 weiteren Firmen, darunter auch Boeing und Volkswagen. Deren positives Feedback und Input aus den vergangenen zwei Jahren soll maßgeblich in die Entwicklung der "Enterprise Edition" eingeflossen sein. Man hat eine Reihe angepasster Lösungen für verschiedene Arbeitsbereiche entwickelt. Die Brille selbst soll nun komfortabler zu tragen sein, flotter arbeiten und längere Akkulaufzeit bieten.

Wie es nun genau weiter geht, verrät man derweil nicht. Man arbeite jedenfalls daran, mehr Einsatzmöglichkeiten für Glass zu eröffnen und freut sich über das Interesse weiterer Unternehmen, die die Datenbrille in ihre Abläufe integrieren wollen. (gpi, 18.07.2017)