SVM-Coach Gerald Baumgartner steht vor neuen Aufgaben.

Foto: apa/pfarrhofer

Mattersburg – Gerald Baumgartner ist einer, der nichts dem Zufall überlassen möchte. Das macht ihn akribisch. Aber er ist gleichzeitig auch einer, der weiß, dass alles, was geschieht, sich halt auch dem Zufall verdankt. Das macht ihn demütig. Jedenfalls nicht übermütig.

Dem 53-jährigen Salzburger ist klar, dass das phänomenale Frühjahr des SV Mattersburg, in welchem er den mit vier Punkten Rückstand unbestrittenen Winterletzten zur zweitbesten Frühjahrsmannschaft gecoacht hat, nicht die Messlatte für 2017/18 sein wird können.

Nichtabstieg oder mehr

Aber zu tief will er die Ziele auch nicht ansetzen: "Als Profis müssen sich die Jungs schon auch ambitionierte Ziele setzen." Offiziell will man "nicht absteigen", in dieser Aufstockungssaison wäre das die Relegation. Aber die Jungs – auch Baumgartner frönt der neuballesterischen Unsitte, Buben "Jungs" zu nennen – sollen darüber hinausdenken, sich quasi in einen Lauf hineinwünschen.

Dafür sei zuallererst der Teamgeist notwendig, der den SVM im Frühjahr hat über sich hinauswachsen lassen. Der freilich braucht auch oder vor allem die klassischen Tugenden akribischer Trainingsarbeit – technische Grundlegung, taktische Abstimmung, konditionelle Gediegenheit.

Prominente Abschiede, junge Zugänge

Das alles ist beim SVM im Moment durchaus herausfordernd. Patrick Farkas (Salzburg), Thorsten Röcher (Sturm) und die Salzburg-Leihgabe David Atanga haben sich verabschiedet, insgesamt wurde der Kader deutlich verkleinert und, so Baumgartner, "verjüngt", eine Sache, die ihm sehr am Herzen lag und liegt.

Aus der Salzburger Leihanstalt kamen der japanische Offensivsprinter Masaya Okugawa (Jahrgang 1996) und der bosnische Zangler Smail Prevljak (1995) dazu. Aus Wiener Neustadt kam Florian Sittsam (1994), René Renner (1993) von Blau-Weiß Linz, Andreas Gruber (1995) von Sturm und schließlich, den Patrick Farkas zu ersetzen, der gstandene Florian Hart (1990) von Ried.

Start gegen Rapid am Samstag

In vielerlei Hinsicht wird am Samstag bei Rapid also ein neuer SV Mattersburg auflaufen, der freilich – und hier nimmt sich der Trainer bei seiner Akribie – die alten Tugenden abzurufen haben wird: konsequente Arbeit gegen den Ball schon relativ hoch, schnelles Flügelspiel und, falls die Stricke zu reißen drohen, der altbewährte Major Stefan Maierhofer, der in der ersten Cuprunde beim 6:1 gegen Saalfelden zweimal getroffen hat.

Der Sieg zum Auftakt war zwar nicht zu überschätzen, doch aber Balsam fürs Teamgemüt. Gerade die Mattersburger wissen zu erzählen, wie leicht man im Cup auch gegen die Underdogs unterhündisch ausschauen kann.

Gegen Rapid, in der wirklichen Welt der österreichischen Bundesliga, wird der neue SV Mattersburg dann aber gleich einem Bodycheck unterzogen werden. Man nimmt sich diesbezüglich nichts – und wenn doch, dann nur heimlich – vor. "Gegen Rapid muss man nicht gewinnen." Dann aber folgen zwei Heimspiele (WAC, Sturm), und da wird das Match zwischen Akribie und Zufall schon eine Tendenz zeigen. In Mattersburg gibt es, wenn schon keine Ahnung, so doch einen starken Wunsch. (Wolfgang Weisgram, 19.7.2017)