Kinder profitieren langfristig von sozialer Intelligenz.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Lordn

British Columbia / Illinois – Schulprogramme, die Kindern und Jugendlichen soziale und emotionale Intelligenz beibringen sollen, wirken einer aktuellen Metastudie zufolge nicht nur unmittelbar positiv auf die mentale Gesundheit, die sozialen Fähigkeiten und das Lernverhalten der Kinder – sie wirken auch nachhaltig. "Soziale und emotionale Lernprogramme vermitteln Kindern jene Fähigkeiten, die sie brauchen, um später im Leben erfolgreich zu sein und aufzublühen", sagt Eva Oberle, eine der Autorinnen der Studie.

An der Studie beteiligt waren die University of British Columbia, die University of Illinois und die Loyola University in Chicago. Sie wurde Mitte Juli im Journal "Child Development" veröffentlicht.

Weniger Angst, leichteres Lernen

Bereits vorangegangene Studien konnten zeigen, dass Programme, die emotionale und soziale Intelligenz vermitteln, einen unmittelbaren Einfluss auf Schüler haben. So konnten Forscher nachweisen, dass diese Kinder leichter lernen, weniger zu Angstzuständen neigen und weniger verhaltensauffällig waren. Nun wollte das Team um Oberle herausfinden, "ob die erlernten Fähigkeiten auch einen langfristigen Einfluss auf die Jugendlichen haben und ob sich solche Programme für Schulen auszahlen".

Dafür wurden die Daten von 82 vergleichbaren Programmen an Kindergärten, Volks- und Mittelschulen in den USA und Europa analysiert. Mehr als 97.000 Kinder und Jugendliche hatten daran teilgenommen. Die Effekte wurden mindestens sechs Monate nach Abschluss der Programme gemessen, die langfristigen Folgen wurden jedoch bis zu 18 Jahre später erhoben.

Die teilnehmenden Kinder wurden nach ihrem Verhalten in hypothetischen Situationen befragt, mussten kleine Aufgaben erfüllen und Fragebögen ausfüllen. So wurde beispielsweise erhoben, wie gut sie Emotionen bei anderen Menschen wahrnehmen und zuordnen konnten und wie sehr sie sich in andere hineinversetzen konnten. Außerdem beobachteten die Forscher, wie es um die Fähigkeit der Kinder und Jugendlichen in Sachen Selbstkontrolle und Lösen von und Umgang mit Konflikten sowie Treffen von Entscheidungen bestellt war.

Eher Collegeabschluss, weniger Drogen

Um die Langzeitwirkung der schulischen Programme zu ermitteln, wurden zusätzlich Informationen wie die allgemeine schulische Leistung der Heranwachsenden, ihre Schulabschlussrate, etwaige Verhaltensauffälligkeiten sowie ihr Drogenkonsum berücksichtigt. Dabei zeigte sich, dass die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen um elf Prozent häufiger einen Hochschulabschluss erlangten als jene, die nicht an den Programmen teilgenommen hatten.

Außerdem waren diese Heranwachsenden um sechs Prozent seltener verhaltensauffällig und nahmen weniger Drogen, psychische Probleme wurden um 13,5 Prozent seltener diagnostiziert, und es gab um 19 Prozent weniger Festnahmen als bei jenen Jugendlichen, denen keine emotionale Intelligenz in der Schule vermittelt wurde. Die Programme konnten demnach positive Effekte verstärken und gleichzeitig präventiv vor negativen Effekten schützen, so die Forscher.

Die positiven Effekte derartiger Programme sind laut Oberle und ihren Kollegen unabhängig von Herkunft, sozioökonomischem Hintergrund und Schulort der Kinder nachweisbar. (Julia Sahlender, 19.7.2017)