Manuela Zinsberger stand bisher 31-mal im Tor des Nationalteams. Mit dem FC Bayern holte sie zweimal den deutschen Meistertitel.

Foto: APA/ Hans Punz

Jasmin Pfeiler ist mit 32 die Älteste im Kader.

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Wageningen – Sie ist die unumstrittene Nummer eins im Tor des österreichischen Fußballnationalteams. Aber ausruhen will sich Manuela Zinsberger auf dieser Position nicht. Die Nummer zwei, Jasmin Pfeiler, schläft nicht, ist äußerst erfahren. Auf den ersten Blick sind Zinsberger und Pfeiler ein ungleiches Duo.

Die eine ist 21 Jahre alt, die andere 32. Die eine spielt beim zweifachen deutschen Meister Bayern München, die andere beim SKV Altenmarkt, dem Sechsten der abgelaufenen heimischen Ligasaison. Die eine ist von Beruf Fußballerin, die andere Installateurin – und zweifache Mutter.

Aber Zinsberger und Pfeiler verstehen sich gut. Der Altersunterschied stört sie nicht. Die Interessen, sagt Pfeiler, seien gar nicht so unterschiedlich. Die Wienerin ist die Älteste in Dominik Thalhammers EM-Kader. Sie fühlt sich deswegen nicht in einer speziellen Rolle. "Wir sind ein cooles Team", sagt die Niederösterreicherin Zinsberger. "Jede übernimmt Verantwortung."

Gegenseitiges Feedback

Und jede hat ihre Stärken und Schwächen. Was Zinsberger von Pfeiler lernen kann? "Sie ist überragend auf der Linie und handlungsschnell." Und Pfeiler von Zinsberger? "Ihre Ruhe am Ball, ihre Fußtechnik." Im Training geben sich die beiden und die dritte Torfrau Carolin Größinger gegenseitig Feedback.

Die 20-jährige Größinger hat noch kein Spiel für das ÖFB-Team absolviert. Zinsberger debütierte bereits 2013 – 17-jährig. Sie hält mittlerweile bereits bei 31 Einsätzen. Pfeiler war ab 2009 unter dem damaligen Teamchef Ernst Weber Stammtorhüterin, ehe sie eine Verletzung zurückwarf und sie hinter Anna-Carina Kristler zurückfiel.

Im Februar 2013 sollte Pfeiler für ziemlich lange Zeit ihren letzten Teameinsatz haben. Bis zum 6. Juli 2017. Österreich absolvierte in Wiener Neustadt den letzten EM-Test gegen Dänemark, führte 4:1. Pfeiler: "Als mich der Trainer zum Aufwärmen geschickt hat, bin ich schon ein bisschen nervös geworden." In Minute 83 wurde sie eingewechselt, kam zu ihrem 20. Teameinsatz. Sie kassierte noch ein Tor – es war letztlich egal. Österreich gewann 4:2. EM-Test geglückt.

Im Alter von neun Jahren begann Pfeiler, Fußball zu spielen – bei einem Mädchenteam in Vösendorf. Als Stürmerin. Irgendwann wurde eine Torhüterin gesucht. Man wechselte sich ab. Auch Pfeiler stand zwischen den Pfosten. Es dauerte ein bisschen, bis sie sich mit der Position anfreunden konnte. Ab dem Alter von 14 Jahren spielte sie nur noch Torfrau.

Gegen Buben gespielt

Zinsberger kickte bereits als Sechsjährige. Zehnjährig hütete sie erstmals das Tor. Bis 14 parierte sie Schüsse von Burschen. "Es hat Spaß gemacht." Zinsberger war eine der ersten Absolventinnen des Nationalen Zentrums für Frauenfußball, die es ins Nationalteam geschafft hat – und in die deutsche Bundesliga. Seit 2014 steht sie beim FC Bayern unter Vertrag, ist dort die Nummer zwei hinter Tinja-Riikka Korpela. Weil sich die finnische Teamtorhüterin in der vergangenen Saison verletzte, kam Zinsberger zu einigen Einsätzen. "Die Spielpraxis hat mir für die EM geholfen."

Für Pfeiler war das Ausland auch ein Thema. "Beim ersten Mal kam das Kind dazwischen. Und jetzt mit 32 ist es nicht mehr so einfach." Die Wienerin ist Mutter einer zwölfjährigen Tochter und eines dreijährigen Sohnes. Das Mädchen wird eher keine Fußballkarriere einschlagen. "Sie hat es versucht, es ist nicht ihre Sportart."

Installateurin wurde Pfeiler durch Zufall. Sie begann im Einzelhandel, das sagte ihr nicht zu. Dann wollte sie Dachspenglerin werden. Als ihr Bruder einen Installateurkurs beim AMS absolvierte, kam die Schwester auf den Geschmack. Im Herbst will sie sich selbstständig machen.

Vorerst ist die EM. Nach dem Traumstart gegen die Schweiz (1:0) geht es am Samstag gegen die Gruppenfavoritinnen aus Frankreich. Zinsberger dürfte in Utrecht mehr zu tun bekommen als in Deventer. Und wenn Pfeiler überraschend einspringen müsste? "Das wäre kein Problem." (Birgit Riezinger aus Wageningen, 20.7.2017)