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Jener Abgeordnete, der am ehesten verdächtig ist, ein getarnter Außerirdischer zu sein: Die Zeitschrift "Foreign Policy" urteilte ungnädig über Jeff Sessions Zeit als Senator.

Foto: APA / AFP / Getty Images / Chip Somode

Dass just er Ziel von Donald Trumps Ärger wird, hat viele überrascht: Denn Jeff Sessions, konservativer US-Justizminister aus Alabama, hatte lange als enger Mitstreiter des US-Präsidenten gegolten. Nicht nur, dass er als erster Senator schon 2015 öffentlich Unterstützung für Trump bekannt hat – aus seinem Senatsbüro kommt auch Trump-Redenschreiber Stephen Miller.

Vielleicht ist die Entfremdung aber doch nicht so überraschend: Anders als Trump heißt es über Sessions, dass er an rechtlichen Einschätzungen festhält. Und das hat er auch getan, als er sich aus der Untersuchung zu Kontakten der Trump-Kampagne zu Russland zurückzog, wofür ihn der Präsident nun in der New York Times heftig schalt.

Womöglich sitzt der Ärger des Präsidenten deshalb so tief, weil er glaubte, in Sessions einen Bruder im Geiste gefunden zu haben. Schon seit 1997 gewann der heute 70-Jährige immer wieder die Senatswahlen in Alabama mit Ansagen, die aus seiner Rechtsinterpretation hervorgehen und in Stil und Inhalt jenen Trumps ähneln. Zumeist geht es gegen Immigration.

Todesstrafe für Drogendealer

Aber auch in anderen Bereichen zeigte er derart harte Kanten, dass Foreign Policy wegen seiner Weltfremdheit über ihn schrieb, er sei womöglich unter den Abgeordneten jener, der am ehesten ein getarnter Außerirdischer sei: Die gängige Interpretation des ersten Verfassungszusatzes, der Kirche und Staat trennt, hält er für "übertrieben", die Ehe für alle lehnt er ab, ebenso Limits für Waffenbesitz. Daran, dass er in den 1990ern die Todesstrafe für Marihuana-Dealer gefordert hatte, will er sich nicht mehr erinnern.

Denn Jeff Beauregard Sessions, dessen Vornamen Kriegshelden der Südstaaten gewidmet sind, hat gelernt, dass es Sager gibt, die ihm schaden. Eine Kandidatur als Bundesrichter stoppte der Senat 1986, als bekannt wurde, dass Sessions einen weißen Bürgerrechtler "Schande für seine Rasse" und einen schwarzen Anwalt "Boy" genannt haben soll. Zum Ku-Klux-Klan fiel ihm ein, dass er diesen "für okay hielt, bis ich hörte, dass sie kiffen".

"Keiner hat mehr Sinn für Humor", beklagte er im April, als er kritisiert wurde, weil er einen "Richter auf einer Pazifikinsel" (gemeint: Hawaii) wegen dessen Entscheid gegen den Reisebann zurechtwies. Immerhin: Auch Gegner attestieren dem Sohn armer Eltern profundes Jus-Wissen. Die karge Herkunft schlägt sich in Sparsamkeit nieder. Erst nach Jahren im Senat tauschte der dreifache Vater sein klappriges Auto gegen ein neues. (Manuel Escher, 20.7.2017)