Die FPÖ hat also darauf spekuliert, dass nach ein paar Tagen alles überstanden ist. Ein Donner in sozialen Medien sei noch lange kein Dauerregen, schien man gehofft zu haben, nachdem antisemitische Aussagen ihres Abgeordneten Johannes Hübner für Empörung gesorgt hatten. Doch die Kritik ebbte nicht ab: Hochrangige Vertreter von SPÖ und ÖVP schlossen eine Koalition mit der FPÖ aus, falls der Fall Hübner folgenlos bleibe.

Die Blauen halten weiter zu Hübner. Am Samstag legte Generalsekretär Harald Vilimsky eins drauf und meinte, die Aussagen seien "weder objektiv noch subjektiv" antisemitisch. Was Hübner als Redner vor einem stramm rechten Verein zu suchen hatte, verriet Vilimsky nicht.

Deutlicher hätte die FPÖ nicht bestätigen können, was vielen ohnehin klar war: Die Distanzierung der FPÖ vom Antisemitismus war nicht mehr als ein Marketinggag. Dass die Partei trotz scharfer Reaktionen so lange zögert, zeigt, dass ihr der Wille zur Macht offenbar weniger wichtig ist als ihre Treue zur völkischen Ideologie. Sie erhielt bei den Blauen Aufwind: Vor 20 Jahren war das "Bekenntnis zur deutschen Volksgemeinschaft" aus dem freiheitlichen Handbuch gestrichen worden, seit 2009 findet es sich wieder darin. Nun sollten auch Rot und Schwarz gut überlegen, was ihnen wichtiger ist: das Regieren, notfalls mit der FPÖ – oder aber eine Absage an jene Ideologien, die Millionen Menschen das Leben gekostet haben. (Maria Sterkl, 24.7.2017)