Kontroverse um einen Einsatz der Wiener Polizei (Symbolbild).

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Der Verein "Asyl in Not" kritisiert das Vorgehen der Wiener Polizei bei der Abschiebung einer tschetschenischen Familie. Das Ehepaar und seine sechs Kinder waren am Montag aus ihrer Wohnung geholt worden. Zwei Beamte wurden nach Angaben der Behörde durch einen aggressiven Angehörigen der Betroffenen und eine Freundin der Familie verletzt. Dieser Darstellung widerspricht die NGO.

Bei dem Angehörigen – der Großvater der sechs Kinder – handle es sich um den als Flüchtling anerkannten Vaha Banjaev, den langjährigen Obmann der Vereinigung ehemaliger Gefangener der Filtrationslager, berichtete "Asyl in Not" am Mittwoch in einer Aussendung. Der Mann, der laut Polizei während der Amtshandlung einen Beamten zu Boden riss und verletzte, sei während des Polizeieinsatzes im Rollstuhl gesessen, da er im Jänner an der Wirbelsäule operiert wurde. Bei dem Einsatz sei der Rollstuhl umgestoßen und Banjaev verletzt worden, so dass er das rechte Bein nicht bewegen konnte, berichtete der Verein.

Bei der Freundin der Familie – einer Journalistin – handelt es sich demnach um die Lebensgefährtin des 58-jährigen Banjaev, die zur Unterstützung in die Wohnung kommen wollte, aber von der Polizei nicht eingelassen worden sei. Die Frau dementierte den Versuch, eine Beamtin in ein Bein zu beißen. Vielmehr habe die Polizistin versucht, sie mit einem Fuß aus der Wohnungstür zu schieben, als sie auf dem Boden lag.

Keine fristlose Entlassung

Die Journalistin wurde entgegen ersten Angaben von "Asyl in Not" nach dem Vorfall von ihrem Dienstgeber nicht fristlos entlassen. Die Vorwürfe würden überprüft, teilte die "Wiener Zeitung" in einer Aussendung mit. Bis zur vollständigen Klärung des Sachverhalts sei die Mitarbeiterin vom Dienst suspendiert. Die Polizei hat gegen sie ebenso wie gegen Banjaev Anzeige wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt erstattet.

Das tschetschenische Ehepaar hat nach Angaben der NGO seit Herbst vergangenen Jahres in Wien gelebt und soll nun im Rahmen des Dublin-Verfahrens nach Polen abgeschoben werden. Eines seiner sechs Kinder sei erst jüngst zur Welt gekommen, eines weiteres sei schwer behindert. (APA, 26.7.2017)