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Blutabnahme bei Heidi Wyandt (27) im Altoona Center for Clinical Research. Wyandt ist hier Teil eines Tests für Schmerzmittel ohne Opiate. Weil etwa zwei Millionen US-Amerikaner abhängig von solchen Schmerzmitteln sind, setzen viele Unternehmen auf Drogentests – wodurch laut "New York Times" viele Bewerber ausgeschlossen werden.

Foto: AP/Chris Post

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Die Medikamentenabhängigkeit ist laut Notenbankern und Ökonomen mitverantwortlich für die sinkende Erwerbsquote. Im Jahr 2000 lag diese noch bei 67,3 Prozent, im September 2015 fiel sie auf ein 40-Jahres-Tief von 62,4 Prozent. Aktuell liegt sie bei 62,9 Prozent.

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Gut bezahlte Jobs (15 bis 25 Dollar pro Stunde) mit Versicherung, für die kein Studium benötigt wird – klingt eigentlich so, als ob Betriebe mit diesem Angebot in den USA nicht lange suchen müssen. Dem ist nicht so: Bewerber gebe es zwar viele, allerdings können die freien Stellen dennoch nicht besetzt werden. Es fehle den Kandidaten aber nicht an Skills – viele werden aufgrund von positiven Drogentests abgelehnt. Bei manchen Unternehmen würde sogar die Hälfte aufgrund von Drogenproblemen ausfallen, heißt es in einem Artikel der "New York Times".

Drogentests in Österreich unüblich

Dass Unternehmen Bewerber auf Drogen testen, wirkt aus österreichischer Sicht zunächst befremdlich. Hierzulande sind medizinische Untersuchungen bei Bewerbern nur in wenigen Berufsfeldern zulässig. Bei einem Fall in der Steiermark, wo ein Transportunternehmen Drogentests und andere medizinische Untersuchungen verlangt haben soll, sprach die Arbeiterkammer damals von einem "Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Bewerber". Das sei eine Überwachung, die a priori unzulässig sei. Manche Unternehmen würden den existierenden Spielraum ausnützen, denn explizit und gesetzlich verboten sind in Österreich nur DNA-Untersuchungen auf Gendefekte.

Zu high, um zu arbeiten

In den Vereinigten Staaten sehen viele Arbeitgeber eine Berechtigung für die Tests – die aktuellen Probleme mit Opioidmissbrauch. Laut der US-Gesellschaft für Suchtmedizin sind zwei bis drei Millionen US-Bürger abhängig von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln und Heroin. 2016 starben rund 60.000 Menschen an einer Überdosis durch diese Substanzen – ein Anstieg von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor wenigen Tagen rief Präsident Trump aufgrund der "Opiat-Epidemie" den Notstand aus. Die Behörden forderte er auf, ihr bestmögliches gegen die Krise zu unternehmen. "Wir werden viel Zeit, viel Aufwand und viel Geld in die Opiatkrise investieren", kündigte er an.

Die US-Wirtschaft kostete das massive Drogenproblem vor drei Jahren bereits 78,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr – laut dem "National Center for Injury Prevention and Control" seien hier aber allgemeinere Effekte, wie etwa niedrigere Produktivität bei Betrieben, noch nicht eingerechnet. Schwer einzuschätzen ist auch die Zahl jener, die nicht nur den Drogentest nicht bestehen, sondern sich aufgrund von Abhängigkeit erst gar nicht für einen Job bewerben. Die Medikamentenabhängigkeit ist laut Notenbankern und Ökonomen jedenfalls mitverantwortlich für die sinkende Erwerbsquote. Im Jahr 2000 lag diese noch bei 67,3 Prozent, im September 2015 fiel sie auf ein 40-Jahres-Tief von 62,4 Prozent. Aktuell liegt sie bei 62,9 Prozent.

Auch Cannabis problematisch

Problematisch sei aber auch der zunehmende Konsum von Marihuana, in einigen Staaten wurde dieser ja – zumindest zu medizinischen Zwecken – bereits legalisiert. In dem Artikel der "New York Times" berichtet eine Arbeitgeberin, dass etwa die Hälfte der positiven Drogentests auf Cannabis zurückzuführen sei. "Weil das lange im Blut nachweisbar ist, weiß ich nicht, ob die Person heute in der Früh oder am Wochenende geraucht hat. Dieses Risiko kann ich einfach nicht eingehen."

Dass in Regionen wie West-Virginia oder Ohio, wo es besonders viele Abhängige von Schmerzmitteln und Heroin gibt, bereits Organisationen gegründet werden, die Betrieben bei der Suche nach Arbeitskräften unter die Hand gehen, unterstreicht die Schwere des Problems außerdem. Die Organisation "Flying High" hilft in Ohio beispielsweise mit dem Entzug und der Vorbereitung auf einen Arbeitsplatz – in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen vor Ort. (lhag, 15.8.2017)