Erwartet sich bei Pilz weniger Zwang als bei klassischen Parteien: Neo-Politikerin Cox.

Foto: Regine Hendrich

STANDARD: Warum Peter Pilz?

Stephanie Cox: Weil ich hochpolitisch bin, mich aber nie einer klassischen Partei anschließen wollte. Denn da wäre klar: Als junger Mensch gehst du wegen des Klubzwangs, der Parteilinie zu folgen, unter.

STANDARD: Sagt bei einer Liste, die derart auf eine Person zugeschnitten ist, nicht erst recht immer der Chef, wo es langgeht?

Cox: Nein. Natürlich steht Peter Pilz momentan im Fokus, aber die ersten Diskussionen mit ihm haben gezeigt: Niemand schreibt mir vor, was ich zu sagen habe.

STANDARD: Und was haben Sie zu sagen?

Cox: Mir geht es darum, die Bevölkerung wieder näher zum Parlament zu holen, denn ich habe selbst bemerkt, wie groß die Distanz ist. Ich war gerade auf dem Sprung nach Berlin, als in Österreich die Integrationsdebatte um die Flüchtlinge hochgekocht ist. Alle sprachen davon, doch die Politik war in Schockstarre. Da bin ich gleich wieder nach Wien zurückgekehrt, um die Sache unternehmerisch anzupacken: Wir haben Chancenreich ins Leben gerufen, die erste Berufsmesse für Geflüchtete, wo sich Unternehmer und Asylberechtigte auf Augenhöhe finden können. Obwohl zuerst alle gesagt haben: Das geht ned!

STANDARD: Was macht die Liste Pilz in der Flüchtlingsfrage anders als die Grünen?

Cox: Der Vergleich mit den anderen spielt nicht so eine große Rolle, finde ich.

STANDARD: Der Vergleich ist durchaus relevant. Es muss ja Gründe geben, warum es eine neue Liste braucht.

Cox: Meine Haltung in der Integrationspolitik ist: Es reicht nicht, den Menschen ein "Alles wird gut" auszurichten. Politiker müssen schon auch die Ängste der Menschen anerkennen. Wenn sich eine Familie jeden Tag fragen muss, wie sie über die Runden kommt, kann man ihr nicht verdenken, wenn ihnen die vielen Flüchtlinge bedrohlich erscheinen. Diese Sorgen gilt es anzusprechen – und das kann man auch auf eine positive Art machen.

STANDARD: Viele jener Protestwähler, die Pilz ansprechen will, wird womöglich interessieren: Sind Sie für die Begrenzung des Zugangs zu Asyl durch eine Obergrenze?

Cox: Die Politik müsste einen Schritt früher ansetzen: Es braucht eine faire Verteilung der Flüchtlinge in Europa.

STANDARD: Die ist aber nun einmal nicht in Sicht, weil sich andere EU-Staaten wehren. Braucht es da nicht nationale Schranken, weil das Land sonst überfordert ist?

Cox: Mein persönliches Augenmerk liegt darauf, was mit jenen Menschen passiert, die bereits da sind. Warum gelingt es zum Beispiel nicht, den vielen Unternehmern, die händeringend Arbeitskräfte oder Lehrlinge suchen, Flüchtlinge mit positivem Asylbescheid zu vermitteln? Da gibt es viel Bedarf an pragmatischen Lösungen.

STANDARD: Was schwebt Ihnen da vor?

Cox: Ich habe viele Ideen, die ich beizeiten präsentieren werde. Für mich bedeutet Wahlkampf aber zuerst einmal, zu den Leuten hinauszugehen, um die "Needs" aufzunehmen – und genau das werde ich in den nächsten Wochen tun. Gerade das macht die Liste Pilz aus: Es geht nicht nur darum, dass hier Expertinnen und Experten Lösungen präsentieren. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger vor allem dazu ermutigen, sich selbst einzubringen und anzupacken. Das ist meine Stärke: Ich bring die Leut z'samm. (Gerald John 26.7.2017)