Die Österreicherinnen dürften nicht vergessen, wer sie in die Altersarmut getrieben habe, so Pensionistenverbands-Präsident Blecha über die Pensionsreform von 2003.

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Wien – Anlässlich des Equal Pension Days am 27. Juli hagelt es Kritik unter anderem von Pensionistenvertretern. Der Pensionistenverband etwa sieht die ÖVP-FPÖ Pensionsreform von 2003 als Grund für die Lücke zwischen Frauen- und Männerpensionen. Der Seniorenbund hingegen ortet das Problem im hohen Anteil von Teilzeitarbeit unter Frauen.

Der von Schwarz-Blau damals beschlossene längere Durchrechnungszeitraum habe dazu geführt, dass immer mehr Frauen heute weniger Pension bekommen, kritisierte der Pensionistenverbands-Präsident Karl Blecha in einer Aussendung. Die Pensionsreform von 2003 verdeutliche, dass die ÖVP und die FPÖ unter sogenannten Pensionsreformen "massive Pensionskürzungen" verstehe. Die Österreicherinnen dürften daher nicht vergessen, wer sie in die Altersarmut getrieben habe, betonte Blecha.

Hoher Anteil von Teilzeitarbeit

Der ÖVP-Seniorenbund hingegen ortet das "Kernproblem für niedrige Pensionen" in dem hohen Anteil von Teilzeitarbeit unter Frauen. "Teilzeitarbeit ist mit 48 Prozent so hoch wie nie unter den Beschäftigungsformen bei Frauen", so Präsidentin Ingrid Korosec. Der Equal Pension Day sei daher ein Handlungsauftrag für die kommende Regierung, betonte Korosec. Auch das Pensionssplittung müsste erneuert werden.

FPÖ-Seniorensprecher Werner Neubauer sieht das Problem darin, dass Frauen durch die Kindererziehung am Arbeitsmarkt benachteiligt seien. "Diese Benachteiligungen am Arbeitsmarkt haben eine klaffende Einkommensschere zur Folge, die sich durch niedrigere Löhne negativ auf die Frauenpensionen auswirkt", erklärte Neubauer. Die FPÖ fordere daher, dass sich Kindererziehungszeiten positiv auf die Pensionshöhe auswirken, "wie dies beispielsweise in der Schweiz mit sogenannten Erziehungsgutschriften bestens funktioniert."

NEOS: Erhöhung des Frauenpensionsalters

Eine "rückständige Frauenpolitik" attestierte NEOS-Frauensprecherin Claudia Gamon der letzten Bundesregierungen. Auch die aktuelle Regierung "sieht tatenlos zu, wie Frauen in die Altersarmut schlittern", so Gamon. Die NEOS orten die Gründe für den Pensions-Gap in dem niedrigeren Pensionsantrittsalter, der ungleichen Lastenverteilung in der Kindererziehung und langen Teilzeitphasen. Sie fordern einen massiven Ausbau der Kinderbetreuungsplätze, eine Erhöhung des Frauenpensionsalter und steuerliche Anreize, um das Erwerbsausmaß zu erhöhen.

Der Equal Pension Day ist jener Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis Jahresende beziehen werden. Männer können laut Zahlen des Österreichischen Städtebunds mit jährlich durchschnittlich 25.901 Euro Pension rechnen, Frauen lediglich mit 14.796 Euro. Frauen bekommen durchschnittlich über 40 Prozent weniger Pension als Männer und sind oft von Altersarmut betroffen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich dabei kaum etwas verbessert. (APA, 27.7.2017)