So geht es weiter.

Das rot-weiß-rote EM-Märchen hält an.

Foto: APA

Rotterdam –Die Party im Bus ist diesmal ausnahmsweise ruhiger ausgefallen. Die Müdigkeit. "I am from Austria" wurde aber angestimmt und Holland ist nur einmal im Jahr – eine Abwandlung des Ballermann-Hits "Malle ist nur einmal im Jahr". Und da die EM in den Niederlanden nur einmal ist, bleiben Österreichs Fußballerinnen länger.

Am Tag nach dem historischen Abend in Rotterdam rekapitulierte Teamchef Dominik Thalhammer: "Es ist der 27. Juli 2017, und wir packen nicht die Koffer, sondern acht andere Nationen. Das ist die größte Sensation." Erstmals qualifizierte sich ein österreichisches Fußball-Nationalteam für ein Europameisterschafts-Viertelfinale. Und zwar nicht irgendwie – sondern souverän. Sieben Punkte aus drei Spielen, ungeschlagen und sogar als Gruppensiegerinnen kamen die ÖFB-Frauen weiter.

Die als Titelkandidatinnen gehandelten Französinnen mussten sich dahinter einreihen – am Ende mussten sie glücklich sein, überhaupt den Aufstieg geschafft zu haben. Der entscheidende Ausgleichstreffer gegen die Schweiz fiel am Mittwoch in Breda erst in der 76. Minute.

"Stolz"

Österreich machte in Rotterdam recht schnell alles klar. Sarah Zadrazil und Nina Burger trafen gegen Island schon vor der Pause, Stefanie Enzinger erhöhte kurz vor Schluss auf 3:0. "Das Tor ist ein super Gefühl", sagte Zadrazil, "aber es ist wichtig, dass wir gewonnen haben." Das Wort "stolz" fiel oft am Tag danach. "Wir haben uns von einer sehr guten Seite gezeigt", sagte Thalhammer. "Island hat uns gewisse Räume gegeben." Das half natürlich. Die Bilanz der Torschüsse fiel aus wie gegen einen Underdog: 16:0. Dabei waren die Isländerinnen angereist, um ins Viertelfinale einzuziehen. Entsprechend enttäuscht war deren Coach Freyr Alexandersson nach der Partie, aber auch "beeindruckt von der gesamten Turnierleistung der Österreicherinnen. Ich gratuliere."

Thalhammer war von der Stabilität und dem Auftreten seiner Spielerinnen beeindruckt. "Ich habe ihnen schon einiges zugetraut, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie das in dem Ausmaß hinkriegen." Vor großen Nationen braucht sich Österreich nicht mehr zu fürchten. Im April kassierte das ÖFB-Team ein 0:3 in England, im Juni ein 0:3 in den Niederlanden. "Früher wären wir nach England gefahren, um kein Debakel zu kassieren, jetzt fahren wir hin, um Dinge auszuprobieren." Es wurden Erkenntnisse gewonnen, Lehren gezogen. Offensichtlich nicht die falschen.

Und nun Spanien

Das 4:2 im abschließenden EM-Test gegen die Däninnen, die es in den Niederlanden ebenfalls ins Viertelfinale geschafft haben, stärkte schließlich das Selbstvertrauen. Und während der EURO, sagt Laura Feiersinger, sei von Anfang an ein gewisser Flow spürbar gewesen. Am Donnerstag war die Flügelflitzerin noch "ein bissl k. o. Aber wir haben uns auch bisher immer gut regeneriert."

Vor dem Viertelfinalspiel am Sonntag in Tilburg hat Österreich einen Tag mehr Pause als der Gegner. Dieser heißt Spanien, dass sich trotz einer 0:1-Niederlage gegen Schottland für die Runde der besten Acht qualifizieren konnte. Thalhammer, sagt was er und die Kickerinnen recht oft von sich geben: "Wir bleiben auf dem Boden."

Gegen ein Weiterkommen hätte man natürlich nichts. "Wir haben immer gesagt, wir werden zugreifen, wenn es etwas zu holen gibt. Wenn der Gegner Fehler macht, werden wir sie nutzen." Feiersinger: "Wir brauchen einen super Tag, wir hauen uns wieder voll rein." Österreich hat schon viel mehr erreicht, als man erwarten durfte. Zadrazil: "Alles, was kommt, ist Zugabe." Holland ist nur einmal im Jahr. (Birgit Riezinger, 27.7.2017)

Weiteres EM-Programm:

Viertelfinale:

Samstag, 29. Juli:
VF 1: Niederlande – Schweden (18.00 Uhr/Doetinchem)
VF 2: Deutschland – Dänemark (20.45 Uhr/Rotterdam)

Sonntag, 30. Juli: VF 3:
Österreich – Spanien (18.00 Uhr/Tilburg)
VF 4: England – Frankreich (20.45 Uhr/Deventer)

Semifinale:
Donnerstag, 3. August:
Sieger VF 1 – Sieger VF 4 (Enschede)
Sieger VF 2 – Sieger VF 3 (Breda)

Finale: Sonntag, 6. August:
Sieger HF 1 – Sieger HF 2 (17.00/Enschede)